Alarmierende Signale aus der norddeutschen Metall- und Elektro-Industrie: Jedes fünfte Unternehmen erwägt derzeit, die Produktion ganz oder teilweise ins Ausland zu verlegen. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage von Nordmetall, AGV Nord und den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Bremen und Ostfriesland.

„Dieser Wert ist einer der höchsten, die wir jemals in unseren Konjunkturumfragen gemessen haben“, sagt Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena, „und er offenbart auf dramatische Weise: Die enormen Belastungen durch Bürokratie, Arbeits- und Energiekosten treiben die Unternehmen aus dem Land, vernichten Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Norddeutschland.“

Auch Firmen der Luft- und Raumfahrt leiden

In Zahlen: 80 Prozent der Firmen beklagen zu hohe Arbeitskosten, 72 Prozent zu hohe Energiekosten und 70 Prozent einen zu großen Bürokratieaufwand. 60 Prozent bewerten den Arbeitskräftemangel als erschwerenden Wirtschaftsfaktor, etwas mehr als die Hälfte nennt neue Gesetze und die internationale Politik. Produktionsverlagerungen erwägen aktuell vor allem die Betriebe, die im Straßenfahrzeugbau und in den Bereichen Gießerei sowie Luft- und Raumfahrt tätig sind.

Ukena: „Wenn fast drei Viertel der Firmen angeben, dass sich die Attraktivität des Standorts Deutschland in den letzten sechs Monaten weiter verschlechtert hat, ist das ein Alarmsignal erster Güte.“ Entsprechend wollen nur noch 22 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr erhöhen, 31 Prozent wollen sie reduzieren, 47 Prozent planen keine Änderung.

Azubis sind weiterhin schwer zu finden

Verbessert hat sich aus Sicht der Betriebe dagegen die Verfügbarkeit von Arbeitskräften: Hatten vor eineinhalb Jahren noch 84 Prozent der Firmen eine schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit beklagt, sind es nun 63 Prozent. Bei der Verfügbarkeit von Azubis fiel der Wert jedoch von 74 auf 63 Prozent.

An der Umfrage nahmen im Februar und März 2024 141 Betriebe mit insgesamt rund 95.000 Beschäftigten teil.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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