Jahrelang wurde gerungen und diskutiert, nun ist die Entscheidung offenbar gefallen: Die marode Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen wird nicht durch einen Tunnel ersetzt, sondern durch einen Neubau. Zumindest empfiehlt dies ein interner Prüfbericht der Wirtschaftsbehörde von Senatorin Melanie Leonhard.

„Auf Grundlage dieser Untersuchung wird der Senat eine Empfehlung für eine neue Köhlbrandquerung beschließen“, erklärte ein Sprecher der Behörde Mitte März. Einen konkreten Termin dafür nannte er allerdings nicht.

Die 1974 fertiggestellte Konstruktion hat eine Länge von insgesamt 3.618 Metern und ist damit die zweitlängste Straßenbrücke Deutschlands. Sie wird täglich von annähernd 40.000 Fahrzeugen genutzt, darunter rund 12.700 Lkws. Das macht der Schrägseilbrücke massiv zu schaffen, sie hat bereits zahlreiche Schäden und soll daher bis 2036 ersetzt werden.

Lange Zeit galt ein Tunnel als Alternative erster Wahl. Mitte 2023 hatte Senatorin Leonhard jedoch unter anderem aus Kostengründen die Idee einer Ersatzbrücke wiederbelebt und entsprechende Untersuchungen in Auftrag gegeben. Eine Sanierung hält sie für sinnlos, da das Bauwerk ein „technisch-wirtschaftlicher Totalschaden“ sei.

Allein der Abriss kostet rund 500 Millionen Euro

Die Kosten für den zuvor favorisierten Tunnel waren anfangs auf rund 5,3 Milliarden Euro taxiert worden. Wegen der gestiegenen Preise in der Bau-Industrie gingen Fachleute zuletzt aber von mindestens 7 Milliarden Euro aus.

Eine neue Brücke mit einer Durchfahrtshöhe für Schiffe von über 70 Metern wäre nach jetzigem Stand etwas günstiger zu haben. Hier werden die Kosten auf 4,5 bis 5 Milliarden Euro geschätzt, wobei noch eine Mindestsumme von 500 Millionen Euro für den Abriss der jetzigen Brücke hinzukäme.

Unklar ist noch, wer welche Kosten übernimmt. Die Köhlbrandbrücke wurde jedoch bereits 2021 zu einer Bundesstraße aufgewertet, was neue Möglichkeiten für eine Förderung durch den Bund eröffnet.

Nach verschiedenen Medienberichten soll die neue Brücke neben der alten entstehen, und zwar südlich davon. Erst dann würde die bestehende Konstruktion abgerissen. Bis es wirklich so weit ist, dürften nach Einschätzung von Experten allerdings noch rund 20 Jahre vergehen.