Fernweh kennt sie nicht. Aus der Heimatstadt Nordenham wegziehen und irgendwo in einer anonymen Großstadt leben? Kommt für sie nicht infrage. Warum auch? Andrea Peteja hat alles, was sie zum Leben braucht, in ihrer unmittelbaren Umgebung: ihre Familie, ihre Arbeitsstelle und ihre Pferde.
Gerade mal fünf Minuten braucht sie von ihrem Wohnhaus direkt an der Pferdekoppel bis zu ihrem Schreibtisch beim Elektromotorenbauer ATB. Ihr zweites Zuhause, wie sie selbst sagt. Kein Wunder, denn „hier geht es sehr familiär zu“.
Zu Hause im Stall stehen vier Pferde und ein Pony
Das liegt auch an der überschaubaren Größe des Unternehmens. Rund 200 Beschäftigte fertigen in den Hallen am Helgoländer Damm explosionsgeschützte E-Motoren. Qualitativ hochwertige Produkte, die nicht jeder herstellen kann und die vor allem in der Chemie-, der Gas- und der Öl-Industrie gebraucht werden. „Also überall dort, wo mit explosionsgefährdeten Stoffen wie Gasen und Stäuben gearbeitet wird“, erklärt die 28-Jährige.
Die Niedersächsin arbeitet bereits seit zehn Jahren bei ATB; hier hat sie ihre Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert und war seitdem an mehreren Schreibtischen im Einsatz. „Nach der Lehre war nicht sofort ein Arbeitsplatz frei“, erzählt sie. „Deshalb habe ich zunächst als Springerin gearbeitet und war in mehreren Abteilungen im Einsatz.“
Das ist im Prinzip bis heute so geblieben. Neben ihrem regulären Aufgabengebiet im Einkauf hat sie in der sogenannten Werkstattschreibung direkten Kontakt zur Produktion. „Hier nehme ich die Auftragszettel der Mitarbeiter entgegen, kümmere mich um Urlaubszeiten und Krankschreibungen und erfasse Abwesenheitszeiten“, zählt sie auf.
Diese und ihre Hauptaufgabe im Einkauf haben dazu geführt, dass sie inzwischen fast alle Mitarbeiter kennt. „Es gibt eigentlich niemanden, der mir nicht schon einmal über den Weg gelaufen ist“, sagt sie.
Die Arbeit in der Einkaufsabteilung sei sehr spannend. „Preise verhandeln, auch mal um wenige Cent feilschen und am Ende einen noch besseren Preis erzielen, das liegt mir im Blut“, sagt die junge Frau. Ihr Vater ist Landwirt, und denen werde bekanntlich „Bauernschläue“ und Verhandlungsgeschick nachgesagt.
Wenn sie bei ATB den PC herunterfährt, ist aber noch lange nicht Schluss. Dann warten schon ihre vier Pferde und ihr Pony auf sie. Ställe ausmisten, die Tiere striegeln und bewegen, das nimmt sie Tag für Tag in Anspruch.
Ab und zu beteiligt sie sich mit einer der Stuten an Dressur- und Springwettbewerben. „Aber nur auf überschaubarem Niveau und hier in der Gegend“, sagt sie bescheiden. Auch das ist ein Ausdruck ihrer Heimatverbundenheit.
Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.
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