Mitte Dezember ist es so weit – dann hebt am europäischen Weltraumbahnhof Kourou die „Ariane 5“-Rakete ab, die das James Webb Space Telescope (JWST) ins All bringen soll. Forscher aus aller Welt hoffen auf sensationelle Bilder. Denn wenn das „fliegende Superauge“ seinen Betrieb aufgenommen hat, wird es tiefer ins Universum schauen als alle bisherigen Teleskope.
Erhöht wird die Spannung dadurch, dass der Start mehrfach verschoben wurde. Doch nun sind die Weltraumagenturen NASA (USA), CSA (Kanada) und ESA (Europa) sicher, dass der Countdown kurz vor Weihnachten stattfinden kann. Das Teleskop ist bereits in Kourou angekommen und durchläuft nun die letzten Funktionstests, ehe es kurz vor dem Start auf die Spitze der Rakete gesetzt wird.
Mit vier verschiedenen Instrumenten ausgestattet
Das JWST ist ein hochleistungsfähiges Infrarot-Teleskop, das mit vier verschiedenen Instrumenten ausgestattet ist. Es gilt als Nachfolger des Hubble-Teleskops, das 1990 seine Arbeit aufnahm und bis heute im Einsatz ist.
Die technischen Herausforderungen beim JWST sind allerdings viel höher als beim Hubble-Teleskop. Denn dieses arbeitet auf einer erdnahen Umlaufbahn in 500 Kilometer Höhe, was auch aus astronomischer Sicht ein Katzensprung ist.
1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt
JWST dagegen muss rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stationiert werden, denn ansonsten wäre die Abwärme unseres Planeten noch so stark, dass sie die schwachen Infrarotsignale ferner Sterne überstrahlt.
Eines der vier wissenschaftlichen Instrumente an Bord ist der von Airbus in Deutschland gebaute Nahinfrarot-Spektrograph (NIRSpec). Das 200 Kilogramm schwere Gerät kann gleichzeitig das Spektrum von mindestens 100 Objekten wie Sternen oder Galaxien mit verschiedenen spektralen Auflösungen bis hinunter zu 0,3 Nanometern messen. Sobald NIRSpec den Betrieb aufgenommen hat, wird es bei einer Temperatur von minus 230 Grad Celsius arbeiten.
Hohe Kosten, hohe Erwartungen
Ein Team von über 70 Experten an verschiedenen Airbus-Standorten war jahrelang mit der Konzeption, der Entwicklung und der Integration beschäftigt, unterstützt von 17 europäischen Unterauftragnehmern und der NASA.
Entsprechend hoch sind die Gesamtkosten von JWST. Sie liegen bei rund 10 Milliarden Dollar. Damit ist es das teuerste wissenschaftliche Projekt seit Beginn der unbemannten Raumfahrt.
Aber das ist es den Forschern wert. Günther Hasinger, Direktor für Wissenschaft bei der Raumfahrtbehörde ESA: „Das JWST wird einfach gigantische neue Fenster eröffnen und ganz neue Möglichkeiten bieten.“
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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