Wer in diesen Tagen durch Hamburg fährt, sieht dort regelmäßig weiße Fahrzeuge mit merkwürdigen Aufbauten auf dem Dach. Die fünf E-Autos mit „Golf“-Karosserie sind Teil eines Experiments des VW-Konzerns, das von Experten aus aller Welt mit großem Interesse verfolgt wird.
Die Autos sind ausgestattet mit Ultraschall- und Radarsensoren, 11 Laserscannern und 14 Kameras und können sich damit laut VW autonom durch den dichten Straßenverkehr der Hansestadt bewegen.
Hochleistungsfähige Rechner an Bord
Möglich macht es ein bordeigenes Computersystem, das den gesamten Kofferraum des Fahrzeugs ausfüllt. Es ist extrem leistungsfähig und kann ein Datenvolumen von fünf Gigabyte pro Minute verarbeiten.
Dennoch wird in der mehrmonatigen Testphase immer ein speziell ausgebildeter Experte auf dem Fahrersitz mitfahren, um bei Bedarf sofort einzugreifen. Einer von ihnen ist Wojciech Derendarz, der den Projektbereich autonomes Fahren bei Volkswagen leitet und seit mittlerweile zehn Jahren an diesem Thema arbeitet.
Autos kommunizieren mit Ampeln
Aus seiner Sicht bietet der Einsatz autonomer Fahrzeuge eine ganze Reihe von Vorteilen, vor allem in Sachen Sicherheit. „Menschen sind nicht immer aufmerksam“, so Derendarz. „Aktuell sind rund 90 Prozent alle Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen.“
Der jetzige Test ist in mehrere Phasen eingeteilt. Zunächst fahren die Autos nur auf einem drei Kilometer langen Teilstück der Strecke, die eine Gesamtlänge von neun Kilometern hat und von der Stadt mit zusätzlicher Infrastruktur ausgestattet wird. Mit ihrer Hilfe sind die Ampeln beispielsweise in der Lage, direkt mit den Autos zu kommunizieren, damit diese vor Ampeln nicht allein auf ihre Kameras angewiesen sind.
Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme in Hamburg
Die gesammelten Daten sollen in die Forschungsprojekte des Konzerns zum autonomen Fahren und zur Optimierung des Individualverkehrs eingehen. Auch die Stadt selbst erhofft sich wichtige Impulse. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Wir sind sehr gespannt, wie die Fahrten verlaufen und welche Ergebnisse uns dieser Test liefert.“
Der Hamburger Großversuch und die herstelleroffene Teststrecke in der City gehören zu den Vorbereitungen für den Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme (ITS), der Oktober 2021 in der Hansestadt stattfindet. Hamburg hat dazu rund 50 Projekte angeschoben und Partnerschaftsverträge mit mehreren großen Unternehmen abge- schlossen.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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