Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena sieht die Industrie im Norden durch den wachsenden Fachkräftenotstand existenziell bedroht. Die Lage der Firmen hat sich nach seinen Angaben dramatisch verschlechtert.

„84 Prozent unserer Betriebe beklagen die schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit von Fachkräften, 74 Prozent das Fehlen von geeigneten Azubis – das sind noch nie dagewesene Negativwerte“, sagte der Unternehmer aus Leer in seiner Rede beim 45. Martinsgans-Essen der norddeutschen Metall- und Elektro-Arbeitgeber vor rund 400 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Hamburg.

Die Attraktivität des Standorts Deutschland sinkt

Ukena bezog sich in seiner Rede auf die jüngste Konjunkturumfrage von Nordmetall, AGV Nord, den Arbeitgeberverbänden Oldenburg und Ostfriesland sowie dem Allgemeinen Arbeitgeberverband Bremen. An der Umfrage nahmen im Oktober insgesamt 180 Betriebe mit rund 102.000 Beschäftigten teil.

„Die Unzufriedenheit unserer Betriebe mit der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist innerhalb der vergangenen sechs Monate massiv gestiegen“, so der Verbands-Präsident. „72 Prozent sehen hier eine Verschlechterung, das ist fast eine Verdoppelung gegenüber dem Frühjahr.“ Ursache dafür sind für 90 Prozent der Befragten die hohen Energiekosten, für 88 Prozent die stark gestiegenen Materialkosten und für 74 Prozent die hohen Arbeitskosten.

Schlechte Geschäftsaussichten

Die aktuelle Geschäftslage ist also schwierig, aber die Aussichten sind nach Einschätzung der Befragten noch düsterer: 33 Prozent der Betriebe im Norden sehen ihre Produktion infolge der akuten Lieferengpässe stark oder sehr stark eingeschränkt – mehr als zu jeder Phase der Pandemie. 32 Prozent klagen über schlechte Geschäftsaussichten, so viele wie seit dem Herbst 2019 nicht mehr.