Finanzielle Sicherheit, ein strukturierter Tagesablauf und soziale Teilhabe, das sind nur einige der Vorteile für Menschen, die einer geregelten Beschäftigung nachgehen. Vor allem diejenigen, die nach längerer Erwerbslosigkeit wieder arbeiten können, wissen das zu schätzen. Aber auch Betriebe, die Langzeitarbeitslose einstellen, profitieren, denn sie können über diesen Weg engagierte Mitarbeiter gewinnen. Das Teilhabechancengesetz (THCG) erleichtert beiden Seiten die Rückkehr ins Berufsleben.
Das Förderinstrument trat 2019 in Kraft. Es unterstützt Langzeitarbeitslose, die in den vergangenen sieben Jahren mindestens sechs Jahre Leistungen des Jobcenters erhielten. „Mit dem Gesetz erleichtern wir den Neustart mit zwei Gewinnern“, sagt Dirk Heyden, Geschäftsführer des Hamburger Jobcenters. Die Arbeitgeber profitieren von umfassender Unterstützung sowie persönlicher Beratung.
Es geht primär um „niederschwellige“ Positionen
Ein wirtschaftliches Risiko bestehe nicht, da das Jobcenter den Lohn für die ersten zwei Jahre komplett übernimmt. Danach staffeln sich die Gehaltszuschüsse von 90 Prozent im dritten Jahr über 80 Prozent im vierten bis auf 70 Prozent im fünften Jahr der Beschäftigung. Zudem werden die Sozialversicherungsbeiträge pauschal in Höhe von 19 Prozent vom sozialversicherungspflichtigen Entgelt übernommen. Ferner gibt es einen Zuschuss von 3.000 Euro für berufsbezogene Qualifizierung und zusätzlich ein berufsbegleitendes Coaching für Unternehmen und Mitarbeiter.
„Wir suchen die helfende Hand“, sagt Jobcenter-Mitarbeiter Philip Kay. Bewusst würden keine Fachkräfte vermittelt. Vielmehr geht es darum, zunächst „niederschwellige“ Positionen zu besetzen. Denn vielen Betrieben fehle es tatsächlich an Personen, die sich beherzt um Kleinigkeiten kümmern, die anpacken und langfristig Potenzial hätten. Das sei durchaus auch eine Chance für die Firmen, so der Betriebsakquisiteur. Allerdings müssten sie sich darüber im Klaren sein, dass die Einarbeitung der neuen Kollegen einen gewissen Aufwand mit sich bringt.
Auch Siemens Gamesa nutzt das Instrument
Siemens Gamesa Renewable Energy aus Hamburg hat das Instrument genutzt und zwei Personen aus der Langzeitarbeitslosigkeit eingestellt. Senior Contract Managerin Sandra Bertl: „Wir haben bereits 2021 mit Vertretern von Nordmetall über dieses Thema gesprochen und die Optionen erörtert.“ Im Unternehmen habe sie dann das Förderinstrument vorgestellt und sei auf offene Ohren gestoßen. „Natürlich gab es auch die Frage: Wo ist da der Haken? Den gibt es aber nicht, das Instrument läuft bis heute prima.“
In der Umsetzung wurde schnell klar, dass hochqualifizierte Servicetechniker über diesen Weg nicht gefunden werden können, sehr wohl aber Kandidaten für die Besetzung offener Stellen in der Teamassistenz.
Gute Erfahrungen in der Praxis
2022 führte die Managerin dann erste Interviews mit möglichen Kandidaten, im Herbst wurden zwei Personen eingestellt. „Wir hatten zunächst ein Probejahr vereinbart. Danach waren sich beide Seiten einig, dass wir die Verträge verlängern wollen“, berichtet die Managerin.
Die zwei Neuzugänge haben sich gut integriert und eigeninitiativ Fort- und Weiterbildungen angeregt und genutzt. Sandra Bertl: „Inzwischen haben wir die Verträge bis zum Ende der fünfjährigen Laufzeit geschlossen und sind zuversichtlich, auch künftig mit beiden zu arbeiten.“
Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.
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