An der Umfrage der Verbände nahmen 150 M+E-Betriebe mit insgesamt 45.000 Beschäftigten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordwest-Niedersachsen, Hamburg und Bremen teil. Dabei zeigte sich: Fast alle Firmen waren von der Corona-Krise betroffen, viele haben massive Einbußen, aber erste Erholungstendenzen sind erkennbar.
So mussten etwa im nordwestlichen Niedersachsen 36 Prozent der Betriebe ihre Produktion stark oder sehr stark einschränken, was deutlich über dem norddeutschen Schnitt im Juni liegt. 57 Prozent benötigen Kurzarbeit zum Überleben, weitere Firmen planen sie.
Vorsichtiger Optimismus
Dennoch gibt es nach Einschätzung von Nordmetall-Vizepräsident Folkmar Ukena Grund für vorsichtigen Optimismus: „In der Mehrzahl haben die Unternehmen im nordwestlichen Niedersachsen die Talsohle der Corona-Krise erreicht“, so der Geschäftsführer von Leda in Leer. „Erste Anzeichen dafür sind die wieder leicht ansteigende Kapazitätsauslastung und die sinkende Zahl betriebsbedingter Kündigungen. Jetzt müssen wir alles dafür tun, um Auftragslage und Weltmarktposition der deutschen Industrie zu stärken.“
Ähnlich das Bild in den anderen norddeutschen Bundesländern. So ergab die Umfrage in Hamburg, dass betriebsbedingte Kündigungen dort bis Anfang Juni vermieden werden konnten. 67 Prozent der Firmen können ihre Beschäftigten in den nächsten drei Monaten wohl halten, 15 Prozent wollen sogar Mitarbeiter einstellen. Andererseits geben 18 Prozent an, die Krise nicht ohne Kündigungen bewältigen zu können. 66 Prozent der Unternehmen planen, ihre Azubis ganz oder teilweise zu übernehmen.
Die Wirtschaft braucht Strukturreformen
Beim Konjunkturprogramm der Bundesregierung sehen viele Unternehmer Nachbesserungsbedarf. AGV-Chef Julian Bonato: „Das Programm allein wird nicht ausreichen, um die Krise zu überwinden.“ Insbesondere die Mehrwertsteuersenkung werde der exportabhängigen M+E-Industrie kaum helfen. Im Gegenteil: Die Umstellung der Steuersätze beschere den Firmen in erster Linie Mehraufwand.
Was die Industrie nun brauche, so Bonato, seien Strukturreformen wie eine Vereinfachung der Verwaltung, Bürokratieabbau, echte Investitionsanreize und Innovationsförderung.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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