Ein Touchdown erzeugt im American Football viel Jubel, bedeutet er doch höchsten Punktgewinn im Spiel. Ganz anders fühlt sich ein Touchdown beim Segeln an, wenn das Boot so krängt, dass der Mast aufs Wasser schlägt.
Uta Ihlenburg hat das in ihrer langen Segelkarriere sehr spät erstmals erlebt. „Mitte 2021 kamen bei einer Überfahrt nach Warnemünde schwere Böen auf. Zweimal klatschte der Mast ins Wasser“, erinnert sich die 59-Jährige. „Zum Glück ging niemand über Bord, es fehlte hinterher nur ein Schuh.“
Zunächst Uhrmacher-Lehre begonnen
Auf dem Meer kann man sich das Wetter nicht aussuchen, man muss damit klarkommen. Diese elementare Erfahrung im Segelsport hat die gebürtige Rostockerin lebenslang auch an Land beherzigt. Sie hat ihr geholfen, Veränderungen und widrige Umstände zu meistern und einen eigenen Weg zu gehen.
Als Tochter eines Uhrmachers und einer Zahnärztin entschied sie sich zunächst, im Geschäft des Vaters zu arbeiten und seinen Beruf zu erlernen. Doch das Interesse daran ging verloren, sie nahm einen Job an im Warenhaus, in der Reklamationsabteilung.
Mit zehn Jahren lernte sie segeln
Eine Konstante in der Vorwendezeit blieb der Segelsport. 1973 hatte sich die Zehnjährige der Betriebssportgemeinschaft der Neptun Werft angeschlossen. Ein Patient ihrer Mutter war dort Segel-Trainer. Hier lernte sie von der Pike auf, mit Wind und Wellen umzugehen und das nur 2,30 Meter lange Anfänger-Boot auf Kurs zu halten. Mit ihrer Segelfreundin „Kater“ Katrin stieg sie bald auf größere Boote um, bis zur 420er-Jolle. Als erste Mädchen-Crew des Vereins segelten sie auf der Warnow um die Wette.
Nach der Uhrmacherlehre geriet der Wettkampf in den Hintergrund. „Dafür konnte ich mit Freunden in einem Vereinsboot in den Küstengewässern segeln. Die Törns bis in die Boddengewässer von Rügen waren traumhaft“, schwärmt sie. In der Drei-Meilen-Zone per Boot unterwegs zu sein, war zu Zeiten der DDR nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. „Trotzdem fühlte es sich auf dem Meer wie die große Freiheit an.“ Zuweilen geriet die Küste aus dem Blick, was dem Seesegeln einen besonderen Reiz verleiht.
Die Wende brachte einige Herausforderungen
Mitte der 80er Jahre nahm sie als Crewmitglied auf einem Kielboot an Seewettfahrten teil, unter anderem bei der „Rostocker Ostseewoche“. Eines Tages dann vertraute die Crew ihrem weiblichen Mitglied das Ruder an und machte Uta Ihlenburg so zur einzigen Steuerfrau einer seegehenden Jacht in der DDR.
Nach der Wende türmten sich Wellen anderer Art auf. Beruflich sah sich Uta Ihlenburg gezwungen, auf neuen Kurs zu gehen. Das Projekt einer eigenen Bootcharter-Firma zerschlug sich, es folgten geförderte Jobs im sozialen Bereich. Zu Beginn der 90er Jahre wurden die beiden Töchter geboren.
Alleinerziehende Mutter mit zwei Töchtern
Als alleinerziehende Mutter fand die Rostockerin später feste Anstellungen in einem maritimen Ersatzteilvertrieb und im Callcenter. 2019 schließlich folgte der Wechsel zu Tamsen Maritim. Dort kümmert Uta Ihlenburg sich um Logistik und Materialbeschaffung. Hier kommt es, sagt sie, wie beim Segeln darauf an, dass kleinste Dinge passen müssen, wie der rechtzeitige Einkauf von Bauteilen und das Timing bei fälligen Entscheidungen.
Die 1,60 Meter große Seglerin gilt unter ihren Vereinskameraden als resolut und ehrgeizig. Auf der 9,50-Meter-Jacht „Galicia“, die sie mit Lebensgefährte und Segler Olaf Hell 2016 erwarb, ist sie die Steuerfrau. Und bei Regatten weiß die Crew, dass ihre Skipperin unbedingt gewinnen will. So ist es kein Zufall, dass 2022 beim renommierten Rennen „Rund Bornholm“ die von Uta Ihlenburg gesteuerte „Galicia“ bereits das dritte Mal in Folge als erstes Boot die Ziellinie überquerte.
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