Der letzte Anstieg ist geschafft – Hendrik Ohagen und Caroline Lippe lassen ihre Räder ausrollen und schlüpfen aus den Schuhen, die noch an den Pedalen hängen. Nach wenigen Metern ist die „Wechselzone“ erreicht, also runter vom Rad, rein in die Laufschuhe und losrennen. Die Philips-Betriebssportler üben so den Übergang von der zweiten zur dritten Triathlon-Disziplin.
Bei der Fünf-Kilometer-Radrunde durch den Harz-Ort Hohegeiß steigt Lippes Puls auf über 160. „Das ist das Gute an einer Trainingsgruppe“, schnauft sie vor der zweiten Runde. „Alleine würde ich jetzt aufhören.“
Höllische Höhenmeter in der Harz-Gemeinde Hohegeiß
Das Trainingslager im Harz ist ein Fixpunkt im Kalender der Philips- Triathleten. Dort fressen sie fleißig Kilometer und pushen ihre Ausdauer: freitags eine lange Radfahrt, bis zu 170 Kilometer, Samstag früh Schwimmen, danach Koppeltraining und anschließend per Rad zur Bodetalsperrre. Sonntags ein letzter Kraftakt: hoch auf den Brocken.
Sonst trainieren sie meist individuell. Wer will, trifft sich mittwochs zum Schwimmen, dienstags und donnerstags starten Radgruppen vor dem Werktor. Dazu weitere Koppeltrainings, im Sommer auch Freiwasser-Einheiten im Hamburger Stadtparksee.
Das gemeinsame Ziel: der „ITU World Triathlon Hamburg“ am 16. und 17. Juli, mit 250.000 Zuschauern und über 10.000 Startern das größte Triathlon-Spektakel der Welt. „In diesem Jahr sind rund 60 Triathleten für Philips am Start“, berichtet Dirk Manke, Leiter des Betriebssportvereins Philips LG. Sein Arbeitgeber sponsert die Trikots und übernimmt einen Teil der Startgebühren für alle Mitarbeiter.
Neue Distanz für Caroline Lippe
Caroline Lippe wagt sich zum ersten Mal auf die olympische Distanz, auf der 25 Philips-Sportler je 1,5 Kilometer schwimmen und nach 40 Radkilometern noch 10 Kilometer laufen. Lippes bisherige Bilanz: zwei Sprint-Rennen und eine Staffel.
Zum Triathlon kam sie über ihren Mann Rouven, ebenfalls Philipsianer. Als er vor vier Jahren loslegte, war sie nach eigener Einschätzung noch eine echte „Couch-Kartoffel“.
„Mit dem Sport fing ich an, um mehr Zeit mit Rouven zu verbringen“, erzählt sie. Zunächst lief – und ging – sie um die Alster. Später kam ein Rad hinzu. Das Schwimmen kostet sie „noch immer viel Überwindung“, aber sie ist nicht allein – Rouven, erfahrener Schwimmer, coacht sie vom Beckenrand aus. Und schenkte ihr das erste Rennen. Zum Geburstag 2015 in Sankt Peter-Ording.
Jetzt zündet sie die nächste Stufe. Dafür trainiert sie fast täglich. „Auch auf Geschäftsreisen habe ich meist die Laufschuhe dabei.“ Nie fehlen darf auch ihre App, als Trainings-Tagebuch. Damit hat sie die Zeit von drei Stunden und 15 Minuten errechnet, die sie in Hamburg unterbieten will.
Neue Zielzeit für Hendrik Ohagen
Ihr Kollege Hendrik Ohagen (38) startet zum vierten Mal in Hamburg, immer olympisch. Seit 2013 hat er sich um zehn Minuten verbessert. Getreu seinem Motto: „Wenn ich etwas tue, dann packt mich auch der Ehrgeiz.“
Seine Ergebnisse beim Triathlon 2015 bestätigen das: Nur 4 Prozent der rund 2.500 Männer waren schneller. Beim Laufen, seiner Lieblingsdisziplin, unterboten nur 2 Prozent seine knapp 40 Minuten. „Es ist schön, wenn das Heimspiel zum Schluss kommt“, sagt der fünffache Unter- drei-Stunden-Marathon-Finisher.
Als Ziel peilt Ohagen zwei Stunden und 20 Minuten an, knapp drei Minuten schneller als 2015. Am meisten Potenzial sieht er im Wasser: „Das Brustschwimmen konnte ich mir zwar abgewöhnen“, stapelt er tief. „Aber ein Fisch wird aus mir wohl nicht mehr.“
Am Wochenende ist Familienzeit. Freitags fährt er zu seiner Frau Anne (ebenfalls Triathletin) und den zwei Kindern nach Lübeck, natürlich per Rad. Am Sonntagabend zurück, „ab 22 Uhr sind die Landstraßen schön leer“. Auch im Winter. Nur einmal kehrte er um: „Die Schaltung war eingefroren“. Montags ist für ihn Sport-Ruhetag. Ansonsten schwimmt, radelt oder rennt Ohagen täglich. Stets nach Gefühl, ohne Pulsuhr, ohne App.
Die Einsteigerin startet auf der Sprintdistanz
Katrin Lepper will in Hamburg ihren ersten Triathlon finishen. Auf der Sprintdistanz, also 500 Meter Schwimmen, 22 Kilometer radeln und 5.000 Meter laufen. Wie 34 weitere Philipsianer. Das Ziel der 46-Jährigen: „Hauptsache ankommen. Und noch stehen können!“
Früher war sie als Handballerin für den SV Seevetal am Start, holte den Pokal in der Heideliga. Doch montags taten ihr regelmäßig alle Knochen weh. Danach schloss sie sich eine Zeit lang einer Laufgruppe an, besuchte später ein Fitnessstudio, das vor einem Jahr pleiteging.
Zum Jahreswechsel der kühne Vorsatz für 2016: „Ich will wieder fitter werden und starte beim Hamburger Triathlon!“ Im Januar fing sie an, Kraulschwimmen zu lernen, will in der Alster aber „wahrscheinlich einen Mix aus Kraul- und Brustschwimmen“ versuchen.
Abends joggt Lepper mit einer Pulsuhr, die ihr Intervall-Läufe vorgibt. Zwischenerfolg: Sechs Kilo sind schon runter. Am Wochenende steigt sie auf ihr Trekkingbike, mit dem sie auch in Hamburg starten will. Tipp der Kollegen: „Gepäckträger abschrauben.“ Darüber grübelt sie noch.