Wir spüren es alle: Wohl noch nie in diesem Jahrhundert war die Weltlage so unsicher wie in diesen Wochen und Monaten. Der russische Überfall auf die Ukraine verändert nicht nur die Sicherheitsarchitektur Europas, und das völkerrechtswidrige Vorgehen Moskaus lässt uns nicht nur fragen, wie wir der Ukraine helfen und das Übergreifen der Aggression auf weitere Länder verhindern können. Der Krieg verändert auch den Alltag in unseren norddeutschen Betrieben.
Nach dem weitgehenden Ausscheiden Russlands aus dem Welthandel reißen die durch die Pandemie ohnehin brüchig gewordenen Lieferketten noch öfter. Die Preise steigen für Lebensmittel, und sie explodieren geradezu für Energie und viele Vorprodukte.
Es fehlen Fachkräfte und Azubis
Gas entwickelt sich in kürzester Zeit zu einem Luxusprodukt, das selbst für horrende Summen bald nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen wird, was die Produktion in vielen Betrieben massiv gefährdet. Parallel steigen die Zinsen, was zwar die Inflation eindämmen kann, aber die nötigen Investitionen zusätzlich bremst.
Zu allem Überfluss fehlen selbst jenen Firmen, die in einer Nische ohne Lieferkettenprobleme prosperieren, die nötigen Fachkräfte und Azubis, um die Aufträge abzuarbeiten. Von den Folgen der längst noch nicht ausgestandenen Pandemie und möglichen weiteren Wellen ganz zu schweigen.
Maßhalten ist angesagt
Diese gefährliche Gemengelage mahnt uns zur Vorsicht. Viele von uns stellen deshalb neue Vorhaben besonders kritisch auf den Prüfstand, Beschäftigte wie Unternehmer. Maßhalten ist angesagt, um sich gegen die Risiken dieser neuen Epoche wappnen zu können.
Das sollte auch die IG Metall beherzigen, die jetzt mit hohen Lohnforderungen für ihre Mitglieder kämpfen will, während die Produktion unserer Unternehmen noch lange nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat.
Wenn wir den Industriestandort Norddeutschland in dieser unsicheren Weltlage halten wollen, werden wir nur zusammen nach vorn kommen – mit Maß und Mitte.