Es war eine schwierige Geburt, doch der Pilotabschluss, der am Freitag, den 13. Mai, in Köln das Licht der Welt erblickt hat, kann sich sehen lassen – für beide Seiten. Die Betriebe haben jetzt eine verlässliche Planungsgrundlage bis Anfang 2018, und die Beschäftigten haben einmal mehr ein deutliches Reallohnplus in Aussicht.
„Wir haben es verdient“ – so rechtfertigt die Gewerkschaft diesen Zuwachs. „Aber wir noch nicht“, muss man als Arbeitgeber antworten: Auch der neue Tarifabschluss ist ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft. Ob er gedeckt werden kann, muss sich erst noch zeigen.
Die schwächeren Betriebe dürfen nicht überfordert werden
Umso wichtiger ist es, dass die schwächeren Betriebe nicht überfordert werden und dass die mögliche Marscherleichterung tatsächlich gewährt wird. Das Verfahren, das wir hier an der Küste mit der IG Metall vereinbart haben, bietet Gewähr dafür, dass vernünftige Lösungen gefunden werden, die sich an der Realität in den Betrieben orientieren.
Denn maßgeblich sind die Akteure vor Ort, mit Rückendeckung durch die lokalen Tarifparteien. Sie haben es jetzt in der Hand, den Flächentarif passgenauer zu machen und die Tarifbindung zu festigen.
Ein Wermutstropfen freilich ist, wie der Abschluss zustande kam: frühzeitige Eskalation, ausufernde überlange Warnstreiks und hoher Druck der Straße bis hin zur Drohung mit einem Ultimatum – das ist nicht der Stoff, aus dem eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Sozialpartnern gewebt ist.
Die Kölner Presse rief sogleich ein „Hoch auf die Tarifautonomie und auf die Verhandlungskultur“ aus. Hier im Norden möchte man zumindest in puncto Streikkultur nicht in diesen Lobgesang einstimmen.