Plastikproblem gedeckelt: Ein Hamburger Schülerteam entwickelt Flaschendeckel aus Apfeltrester und überzeugte damit auch beim Wettbewerb business@school.

Die Zahlen sind gewaltig: Jährlich werden mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, von denen rund zwölf Millionen Tonnen im Meer landen. „Dieses Problem wollten wir angehen“, sagt Moritz Pause, 17-jähriger Schüler des Gymnasiums Eppendorf. Er entwickelte mit fünf Mitschülern des Abi-Jahrgangs 2024 die Idee, biologisch abbaubare Flaschendeckel aus Apfeltrester zu entwickeln. Passend zur Aufgabe nannte sich das Team „reAppled“.

Lernen, was die Wirtschaft so alles leisten kann

Beim bundesweiten Wettbewerb „business@school“ der Unternehmensberatung Boston Consulting Group gewannen die angehenden Abiturienten damit den Hamburger Landesentscheid und durften als Lohn zum Bundesfinale nach München reisen.

Bereits zum 25. Mal beteiligten sich im Schuljahr 2022/23 mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland mit zündenden Geschäftsideen an dem Wettbewerb. Sie erwarben Wirtschafts- und Gründerwissen, lernten ein Schuljahr lang anschaulich und praxisnah, wie Wirtschaft funktioniert und was sie leisten kann. Zugleich trainierten die Jugendlichen Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Digitalkompetenzen, Präsentationstechniken, Eigeninitiative, Kommunikationsfähigkeit und Zeitmanagement.

Die Idee des Eppendorfer Teams überzeugte. „Wir wollten Umweltbewusstsein mit dem Erhalt des Lebensstandards verknüpfen und haben uns daher für die Produktion biologisch abbaubarer Flaschendeckel entschieden“, sagt Moritz.

Von erfahrenen Experten umfassend unterstützt

Die Deckel entstehen aus Apfeltrester, einem Abbauprodukt, das bei der Apfelsaftproduktion anfällt. Seit Januar 2023 tüftelten die sechs jungen Leute im Hamburger Schülerforschungszentrum (SFZ) an ihrer Idee. Dort entwickelten sie ihre Prototypen, konnten die Produkte immer weiter verbessern. „Im SFZ wurden wir von Experten fachlich unterstützt, und wir hatten die Möglichkeit, ein Chemielabor zu nutzen“, sagt der Schüler.

„Es geht uns auch um den Erhalt des Lebensstandards"

Moritz Pause, „reAppled“

Darüber hinaus entwarf die Gruppe einen Businessplan und erstellte für die Wettbewerbspräsentation umfangreiche Unterlagen: eine Produktvorstellung, Analysen zu Marktpotenzialen, Finanzen und zum Wettbewerbsumfeld. Unterstützt wurde das Team vom Wirtschaftslehrer Jean-Marie Schwarzkopf.

Am Ende präsentierte das Team seine Idee vor einer sechsköpfigen Jury beim Hamburger Landesentscheid – und gewann. Als Lohn durften die Erfinder im Juni zum Bundesfinale nach München reisen, wo sie mit ihrer Idee immerhin bis ins Halbfinale vorstießen.

Inzwischen setzt die Gruppe ihre Idee auch praktisch um: Ein Kunststoffhersteller verarbeitet den Grundstoff Apfeltrester nach reAppled-Vorgaben zu Flaschendeckeln. Die gehen dann an Viva con Agua, eine gemeinnützige Hamburger Getränkeorganisation. Ein erster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit ist also getan. Die tatsächliche Gründung einer Firma „reAppled“ schließen die Schüler nicht aus. Allerdings bleiben sie realistisch: Das Abitur im kommenden Jahr hat nun für alle Priorität.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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