Was ist eigentlich ein Gleitlager? Wie wird es hergestellt? Und wozu braucht man so ein Ding überhaupt? Antworten auf solche und ähnliche Fragen gibt es jedes Jahr im April beim Zukunftstag für Schüler, der in einigen Regionen und Firmen auch als „Girls’ Day“ oder „Boys’ Day“ stattfindet.
Die Teilnehmerzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Auch im Norden gab es wieder zahlreiche Veranstaltungen, unter anderem bei KS Gleitlager in Papenburg. Dort hatten sich 7 Mädchen und 13 Jungen angemeldet, für die es nach der Begrüßung eine Werkführung und eine Besichtigung der Arbeitsplätze gab. Daneben konnten die Schüler in der Ausbildungswerkstatt einen elektronischen Würfel bauen. Unterstützt wurden sie dabei von Ausbildungsleiter Dieter Abeln und den Azubis.
Rekrutierung von Nachwuchs wird immer schwieriger
Der Betrieb nimmt seit Jahren am Zukunftstag teil, denn Personalleiter Heinz Fischer ist vom Konzept überzeugt. Sein Credo: „Die Rekrutierung von Fachkräften und guten Azubis wird immer schwieriger. Der Zukunftstag ist daher eine sinnvolle Einrichtung, um Kinder und Jugendliche für das Unternehmen und bestimmte Berufe zu begeistern.“
Gleich drei Betriebe an einem Tag konnten 20 Schülerinnen aus fünf Schulen im Rahmen der Bremer „MINT-Tournee“ erkunden, die nun erstmals angeboten wurde. Im Zwei-Stunden-Takt lernten die Schülerinnen die Firmen Dreiha und Gestra sowie die Gesellschaft für Micronisierung kennen. Veranstalter waren das Netzwerk SchuleWirtschaft Bremen und die Exzellenz-Auszeichnung MINT-Schule Bremen der Nordmetall-Stiftung. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Spannende Einblicke in Bremer Unternehmen
Hella Fahrzeugkomponenten, spezialisiert auf Sensoren, Scheinwerfer- Reinigungssysteme und Aktoren, öffnete sein Testlabor, um den Regen- Licht-Sensor vorzuführen. Die Kids fühlten sich wie kleine Mechatroniker, als sie einen elektronischen Würfel auf einer Platine löten durften.
Lötübungen standen auch im Mercedes-Benz-Werk auf dem Programm. Mehr als 200 Jugendlichen zeigte Bremens größter privater Arbeitgeber, welche beruflichen Möglichkeiten das Werk bietet. Handwerkliches Geschick konnten die Schüler auch beim Reifenwechsel, virtuellem Schweißen und bei Biegeübungen mit Metall beweisen.
Riesengroß war der Andrang bei Airbus. Hier stand der ehemalige Astronaut Thomas Reiter rund 190 Teilnehmern ab Klasse sieben Rede und Antwort. Zuvor konnten die Jugendlichen an 15 Stationen handwerkliche Arbeiten ausführen. Am Ende gab es drei Rundflug-Gutscheine zu gewinnen.
Hinter die Kulissen des modernen Schiffbaus ließ die Lürssen Werft rund 50 Zehn- bis Sechzehnjährige blicken. Neben der Ausbildungswerkstatt ging es in die Fertigungshallen, zur Werkfeuerwehr und zur technischen Konstruktion.
In die Welt der Marine-Elektronik tauchten rund 100 Jungen und Mädchen bei Atlas Elektronik ein. Hier sahen sie, wie Sonartechnik und Sensoren für Schiffe und U-Boote enstehen. Im Labor der Umweltsimulation durften sie fleißig experimentieren, wobei unter anderem Backpulver und Schaumküsse zum Einsatz kamen.
Mit welchen Maschinen Getriebe, Automotoren und Achsen montiert werden, erfuhren 45 Mädchen und Jungen bei ThyssenKrupp System Engineering. Azubis hatten für sie eine Rallye organisiert, die vom Hochregallager bis zu den Testsystemen in der Fertigung führte.
Und auch im Bremer Umland gab es viel zu sehen, etwa bei Desma Schuhmaschinen in Achim. Hier wurde gezeigt, wie Anlagen zur Fertigung von Schuhen entstehen. Einige Schüler trauten sich sogar, einen Roboter zu steuern. Ein 13-Jähriger ist beeindruckt: „Echt cool, aber gar nicht so leicht, wie es aussieht.“
In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Girls’ Day von Sozialministerin Stefanie Drese im Technologiezentrum Schwerin eröffnet. Hier stellt Airsense Analytics Gefahrstoffdetektoren her. Sieben Mädchen gab das Unternehmen Bausätze für ein elektronisches Gerät an die Hand, das Töne oder Licht aussendet. „Zwei fragten gleich nach einem Praktikum“, freut sich Marketing-Chefin Cindy Siggelkow.
Selbst gebaute Smartphone- Halter als Erinnerungsstück
Bei Siemens im Hamburger Süden ist der Zukunftstag ebenfalls fester Bestandteil der Nachwuchsarbeit. Christoph Luderer, Leiter der technischen Ausbildung: „Wir sind jedes Jahr dabei und laden ausschließlich Schülerinnen ein. Die Betreuung übernehmen unsere Azubis, die das wirklich klasse machen.“
Auf ein ähnliches Konzept setzt der Luftfahrt-Zulieferer Premium Aerotec. Die Firma öffnete ihre Werke in Bremen, Nordenham und Varel und hatte zahlreiche Schüler zu Gast, die von den Azubis und ihren Ausbildern betreut wurden.
In Nordenham fertigten die jungen Gäste im Rahmen einer Rallye durch die verschiedenen Ausbildungsbereiche unter anderem einen Smartphone-Halter zum Mitnehmen. Im Schwesterwerk Varel wurden Türschlösser, Kapselheber und Papierflugzeuge gebaut.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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