Deutschlands Bildungspolitik ist derzeit in keinem guten Zustand. Die Quote der Schulabbrecher stieg binnen eines Jahres von 5,7 auf 6,3 Prozent - unter Ausländern sogar von 14,2 auf 18,1 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse des neuen Bildungsmonitors, der nun veröffentlicht wurde.
Der Bildungsmonitor wird seit 2004 vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. Die anhand von zwölf Handlungsfeldern und 93 Indikatoren gefertigte Studie ermittelt, inwieweit ein Bundesland zur Fachkräftesicherung beiträgt, die Bildungsteilhabe verbessert und Wachstum fördert.
Schlechte Noten für Bremen
Im norddeutschen Raum ist das Bild eher uneinheitlich. Während Hamburg relativ gut abschneidet, rangiert Bremen weiterhin im letzten Viertel, auch wenn es seit 2013 leichte Verbesserungen gab. „Bremen belegt bei der Schulqualität, der Bildungsarmut und den Bildungsausgaben zum wiederholten Mal den letzten Platz unter allen 16 Bundesländern“, so Peter Golinski, Geschäftsführer für Bildung bei den Verbänden Nordmetall und AGV Nord. „Damit kann definitiv niemand zufrieden sein.“
Ähnlich das Bild in Schleswig-Holstein, das auf Platz elf landete. Peter Golinskis Fazit: „Viel Schatten, wenig Licht.“ In einigen Bereichen habe Schleswig-Holstein durchaus gute Noten erreicht, aber unabhängig davon gebe es „dringenden Verbesserungsbedarf in gleich mehreren Bildungsfeldern“.
Probleme durch Lehrermangel
Niedersachsen liegt auf Platz neun, hat sich aber verglichen mit 2013 am fünftstärksten verbessert. Das Land investiert einiges in die Bildung, im Vergleich der Ausgaben erreichen die Niedersachsen Platz sechs. Für Peter Golinski kein Grund zur Entwarnung: „Die hohen Ausgaben führen nicht zu entsprechend guten Leistungen. Richtig gut läuft in der Bildung in Niedersachsen praktisch nichts.“
Mecklenburg-Vorpommern hat sich verglichen zu 2013 leicht verbessert, zum Vorjahr aber um einen Platz verschlechtert und rangiert im Mittelfeld auf Platz acht. Hier ist es vor allem der Lehrermangel, der sich negativ auswirkt. Golinski: „Wer genau weiß, wann die Lehrer pensioniert werden, sich aber trotzdem nicht rechtzeitig um Nachwuchs kümmert, der bekommt ein großes Problem. Und genau das hat Mecklenburg-Vorpommern nun.“
Hamburg liegt im vorderen Bereich
Hamburg schließlich hat sich seit 2013 am zweitstärksten verbessert und rangiert im Bildungsmonitor 2019 auf Platz fünf. „Hamburg schneidet in vielen Bereichen sehr gut ab“, fasst Peter Golinski zusammen. „Das gilt für den Fremdsprachenunterricht und die Ganztagsangebote, aber auch für die Effizienz der Sach- und Personalmittel.“
Bei den Leistungen der Schüler sieht er noch Schwächen, denn im Handlungsfeld Schulqualität erreicht Hamburg nur Platz 14. So lesen Hamburger Viertklässler schlechter als Schüler in anderen Bundesländern. „Hamburg sollte also stärker auf die Pädagogik und die Lernerfolgskontrolle achten, insbesondere bei sogenannten Risikogruppen“, fordert der Bildungsexperte.
Ähnlich sieht es IW-Studienleiter Axel Plünnecke mit Blick auf alle Bundesländer. Sein Fazit: „Wir brauchen dringend einen weiteren Ausbau von Kita-Plätzen und Ganztagsschulen, mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung, Investitionen in digitale Bildung und mehr Mittel zur individuellen Förderung in sozialen Brennpunkten.“
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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