Manchmal erkennt man schon von außen, an welchen Werten sich ein Unternehmen orientiert. MHG Heiztechnik in Buchholz in der Nordheide ist ein gutes Beispiel dafür. Auf dem Hof stehen Elektrofahrzeuge und Ladestationen, auf dem Dach Solarmodule und auf einer Grünfläche neben der Produktionshalle bienenfreundliche Streublumen.
Diese Ausstattung steht für die Grundsätze, denen sich Julian Bonato verpflichtet fühlt. Der Geschäftsführer setzt nicht nur auf kompetente Mitarbeiter und motivierten Nachwuchs, sondern auch auf den Einsatz intelligenter Technik, um einen konkreten Beitrag gegen die Klimakrise zu leisten.
Ambitionierte Ziele für den Umweltschutz
Das Ziel, den weltweiten Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, ist nach Ansicht des Ingenieurs für Verfahrenstechnik durchaus erreichbar. Denn, so Bonato, „ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen fällt in privaten Haushalten bei der Erzeugung von Warmwasser und Raumwärme an“.
Hier müsse man ansetzen. Bonato: „Wenn wir uns künftig nachhaltig aus regenerativen Energiequellen versorgen wollen, müssen wir unseren CO2-Ausstoß erheblich senken. Die Heizung in unseren Häusern sollte kein Kohlendioxid mehr freisetzen.“
Grünstrom und Wasserstoff
MHG Heiztechnik sieht er dabei gut aufgestellt. „Wir haben den Kohlendioxid-Ausstoß unserer Produkte seit 1990 um 40 Prozent reduziert und entwickeln unser Portfolio konsequent weiter, und zwar in Richtung Wasserstofftauglichkeit und Einsatz von Grünstrom.“
Der agile Mittelständler mit rund 120 Mitarbeitern in Buchholz, Lage (NRW) und Krummenau (Schweiz) gehört zu den Firmen, die schon immer wegweisende Technologien eingesetzt haben. Ein Paradebeispiel ist der Raketenbrenner, den MHG nach der Ölkrise in den 70er Jahren gemeinsam mit der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte.
Ein „Blauer Engel“ für den Raketenbrenner
Das Gerät zeichnet sich durch äußerste Sparsamkeit aus und wurde erstmals 1981 mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ prämiert. Inzwischen ist die vierte Generation des Brenners am Markt.
MHG gehört zu den Pionieren für ökologische Heiztechnik
Weitere Innovationen folgten: Gas-Brennwertkessel etwa, die bereits H2-ready, also für die Umstellung auf Wasserstoff gerüstet sind. Seit 2008 hat das Unternehmen Hybridsysteme aus Gas-Brennwertkesseln und Wärmepumpen im Angebot, und es bietet flexible Ölkessel an, die problemlos auf Gas umgestellt werden können.
Einfachheit als Erfolgsprinzip
„Wichtig dabei ist, dass unsere Heizsysteme einfach zu handhaben sind und auf Basis von regenerativ erzeugtem Strom und Wasserstoff Wärme liefern“, sagt Bonato.
„Einfach“ und „kompetent“, diese Begriffe nutzt der 51-jährige Ingenieur gern. „Wir wollen unsere Produkte, unsere Dienstleistungen und auch die Abläufe im Unternehmen einfach halten, wo immer es geht – einfach im Sinne von unkompliziert. Zugleich müssen wir sehr kompetent sein, wenn wir komplexe Heiztechnik entwickeln und verkaufen wollen. Beides zusammen macht einen Teil unseres Erfolgs aus.“
Rund 7.000 Handwerksbetriebe setzen auf MHG
Bonato ist stolz darauf, dass die Handwerker, die die Heizgeräte beim Verbraucher einbauen, MHG-Geräte gern verkaufen und warten. Diese Beliebtheit hat einen Grund: „Die Geräte sind leicht zu montieren, einfach zu tauschen und unkompliziert in der Wartung“, so Vertriebschef Frank Schellhöh, der Mitte 2013 zu MHG kam und als zweiter Geschäftsführer fungiert.
Der Erfolg ist messbar: Rund 7.000 der etwa 50.000 Handwerksbetriebe in Deutschland setzen auf MHG-Geräte. Tendenz steigend.
Weiterbildung spielt eine große Rolle
Nicht nur im Verhältnis zu Kunden und Dienstleistern geht MHG neue Wege. Auch innerhalb des eigenen Unternehmens wird daran gearbeitet, Abläufe so unkompliziert wie möglich zu halten und die Mitarbeiter in Lösungsprozesse einzubinden.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Weiterbildung. Vor allem in den umsatzschwächeren Sommermonaten nutzt das Unternehmen die Zeit, um externe Seminarangebote und interne Trainings anzubieten.
Job-Rotation verbessert das Betriebsklima
„Das geht vom Programmier-Crashkurs über Excel-Seminare bis hin zu Sprachkursen“, zählt Bonato auf. Wichtig dabei sei, dass jeder Mitarbeiter auf jeder Hierarchiestufe Fort- und Weiterbildungsangebote nutzen könne.
Ein weiteres Angebot in Sachen Mitarbeiterbindung und -Motivation ist das vor sechs Jahren eingeführte Programm „Seitenwechsel“. Bonato: „Hierbei geht es darum, für einen Tag die Seiten zu wechseln und den Job eines Kollegen kennenzulernen.“ Das fördert das Verständnis für die Arbeitsabläufe in anderen Abteilungen und die Wertschätzung für die Kollegen.
Verbesserungsvorschläge aus der Belegschaft
Auch dieses Angebot gilt für alle. So waren beispielsweise schon Produktionsmitarbeiter einen Tag lang mit Außendienstlern unterwegs, und Mitarbeiter aus dem Vertriebsinnendienst schauten Kollegen aus der Logistik über die Schulter.
Alle zwei Jahre überprüft das Unternehmen die Aktionen und befragt die Mitarbeiter nach ihrer Meinung. Daraus ergeben sich dann Hinweise und Verbesserungsvorschläge, die wiederum in neue Aktionen einfließen können.
Zusammenarbeit mit der Zukunftswerkstatt Buchhol
Um den Nachwuchs für MHG zu begeistern, arbeitet der Betrieb mit der Zukunftswerkstatt Buchholz zusammen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder und Jugendliche für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu sensibilisieren. „Wir bieten außerdem Betriebs- und Berufspraktika an und öffnen unsere Türen beim jährlichen Girls’ und Boys’ Day“, sagt Jan Oehring, Leiter Logistik und Materialwirtschaft sowie Ausbildungsleiter der MHG. „Natürlich bilden wir auch Industriekaufleute aus, ebenso wie die Fachkraft für Lagerlogistik und den Fachlageristen.“
Der 21-jährige Lars Kochan hat seine Ausbildung zum Industriekaufmann im Januar 2021 beendet, wurde im Anschluss übernommen und arbeitet seitdem im Einkauf. Seine Entscheidung, bei dem Mittelständler MHG zu lernen, hat er nicht bereut.
Viele Angebote für den Nachwuchs
„Ich habe hier alle Bereiche kennengelernt, war neben der Buchhaltung in der Produktion, in der Logistik, im Einkauf, im Marketing und im Vertrieb“, so Kochan. Schon früh durfte er eigenständig Projekte bearbeiten. „Nach kurzer Zeit in der Buchhaltung habe ich bereits eigenverantwortlich Rechnungen geschrieben und verschickt.“
Um weitere Nachwuchskräfte zu gewinnen, engagiert sich MHG auch auf Berufsbörsen und Messen. Erst im Februar nahm das Unternehmen an der Buxtehuder Ausbildungsmesse teil, die in diesem Jahr erstmals rein digital stattfand. MHG stellte sich und seine Berufe dar, und Lars Kochan konnte den Jugendlichen anschaulich darstellen, welche Aufgaben er im Unternehmen wahrnimmt.
Betriebspraktika für junge Leute
„Das hat Spaß gemacht und war eine tolle Abwechslung“, sagt Kochan. „Ich hoffe, dass wir ein paar Jugendliche begeistern konnten.“
Das wünscht sich auch sein Ausbilder Jan Oehring. Er hat Kontakte zum benachbarten Schulzentrum Am Kattenberge geknüpft, um dort die Betriebspraktika vorzustellen und vor allem für den Beruf des Lagerlogistikers zu werben. Die Resonanz war sehr positiv, erzählt er, aber: „Leider hat uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, als wir gerade vier Praktika vergeben wollten.“
Firmenflotte mit klimafreundlichen Fahrzeugen
Nach der Corona-Krise wird Oehring diese Aktivität auf jeden Fall wieder aufnehmen. Er ist sicher, den jungen Leuten ein attraktives Angebot machen zu können. „MHG ist klein, fein und schlagkräftig. Wir können flexibel auf Kunden- und Mitarbeiterwünsche reagieren und bieten schon in der Ausbildung jede Menge Eigenverantwortung und selbstbestimmtes Arbeiten. Ich denke, das ist attraktiv.“
Weil MHG nicht nur seine Produkte auf die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes trimmt, sondern auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen will, hat die Firma in den vergangenen Jahren viel unternommen.
Die Haustechnik wurde optimiert, und die Geschäftsführung prämiert Verbesserungsvorschläge, die zur CO2-Reduzierung beitragen. Die Firmenflotte wird auf klimafreundliche Fahrzeuge umgestellt, und die Geschäftsführung ersetzt Dienstreisen vermehrt durch Online-Meetings. Julian Bonatos Ziel: „Bis 2030 wollen wir CO2-neutral sein.“
MHG Heiztechnik
Die Firma MHG Heiztechnik ist fast 100 Jahre alt. Sie wurde am 1. Juni 1927 als Wagner Hochdruck-Dampfturbinen AG (WAHODAG) im Hamburger Hafen gegründet und konstruierte Schiffskessel und -dampfturbinen. Später folgten Konstruktion, Fertigung und Vertrieb von Öl- und Gasbrennern.
- Nach dem Tod des Gründers Rudolf Wagner wurde die WAHODAG 1953 vom Maschinen- und Fahrzeugbaukonzern MAN gekauft.
- 1977 wurde der Raketenbrenner entwickelt, der inzwischen in über einer Million Haushalten zum Einsatz kommt.
- Am 1. Oktober 2005 entstand die MHG Heiztechnik GmbH als Management-Buy-out.
- 2012 stieg Julian Bonato als Geschäftsführer und Gesellschafter ein, Mitte 2013 folgte Geschäftsführer Frank Schellhöh.
- MHG Heiztechnik beschäftigt heute insgesamt 120 Mitarbeiter, davon allein 50 Kundenberater und Servicetechniker in 15 Vertriebsgebieten.
- Im Geschäftsjahr 2019/20 erwirtschaftete die MHG-Gruppe einen Umsatz von gut 26 Millionen Euro.
Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.
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