Rund 65.000 Unternehmen – 4.500 davon mit eigener Ausbildung – sind unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer Lübeck vereint. Nur fünf von ihnen werden alljährlich von der IHK als „Top-Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet. In diesem Jahr ging eine der begehrten Trophäen an den Mittelständler Mankenberg, und zwar in der Kategorie Berufsorientierung.

Bei der Verleihung Mitte Juni verwies IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning unter anderem auf die lange Tradition des Industriearmaturen-Herstellers im Ausbildungsbereich, denn Mankenberg bietet bereits seit 1895 kontinuierlich Lehrstellen an. Vor allem aber entwickelte die 1885 gegründete Firma schon sehr früh Strategien gegen den Fachkräftemangel, der durch den demografischen Wandel ausgelöst wurde und der deutschen Wirtschaft seit geraumer Zeit zu schaffen macht.

Ausgezeichnete Ausbildung bei Mankenberg im Video

Fehler! Das Einbinden des Inhalts von folgender URL ist fehlgeschlagen: https://www.youtube.com/watch?v=PdRXKaxCTVw

Die Spardosenrallye gibt es seit fast 20 Jahren

„Bei solchen Verhältnissen kann man nur dauerhaft am Markt bestehen, wenn man neue Wege bei der Rekrutierung von Bewerbern geht“, sagt Stefan Nehlsen. „Und genau das tun wir.“

Der promovierte Ingenieur übernahm die Mankenberg-Geschäftsführung 2022 von seinem Vorgänger Axel Weidner, der ein Urenkel des Gründers Gustav Mankenberg ist und das Unternehmen ab 2002 geleitet hatte. Unter seiner Führung entstand vor etwa 20 Jahren ein einzigartiges Konzept, das bis heute prima funktioniert.

Das Prinzip ist einfach, aber sehr effektiv

Es läuft unter dem Begriff „Spardosenrallye“ und findet mehrmals pro Jahr in Zusammenarbeit mit regionalen Schulen statt. Das Prinzip ist simpel, aber sehr effektiv, denn es kombiniert die klassische Betriebsbesichtigung mit kurzweiligen Mitmach-Elementen und einem intensiven Austausch zwischen den Schülern und den Azubis des Unternehmens. Davon profitieren beide Seiten: Die jungen Besucher haben Ansprechpartner in ihrer Altersklasse, und die Azubis lernen Projektmanagement und den souveränen Auftritt bei Präsentationen vor größeren Gruppen.

Der Ablauf der Rallye ist bewährt und stets der gleiche, wie Franziska Hertrampf aus dem Mankenberg-Marketing erklärt: „Die Schülerinnen und Schüler werden nach der Ankunft von den Azubis begrüßt und erfahren einiges über die Produkte und die Geschichte der Firma. Danach geht es mit einem Rundgang durch die Fertigung weiter.“

Die Spardose als Souvenier

Hier durchlaufen die Azubis gemeinsam mit der Klasse die verschiedenen Abteilungen und erklären die Arbeitsprozesse. Das ermöglicht es den Schülern, die Produktion live zu beobachten.

Anschließend berichten die Azubis von ihrem Ausbildungsalltag und den Lehrberufen, die Mankenberg anbietet. Schließlich folgt das namensgebende Finale: Die Teilnehmer bauen aus einem Ventilgehäuse eine eigene Spardose, die sie per Lasergravur mit ihrem Namen beschriften und am Ende mit nach Hause nehmen können. Und dort erinnert das Souvenier sie dann regelmäßig an dieses Event – und daran, dass man bei Mankenberg Praktika oder eine Ausbildung machen kann.

Teilnahme an Girls’ Day und Ausbildungsmessen

Die Spardosenrallye ist aber nicht das einzige Mittel, das die Lübecker in der Nachwuchsarbeit einsetzen. Geschäftsführer Nehlsen zählt auf: „Wir sind unter anderem regelmäßig auf Ausbildungsmessen präsent, veranstalten jährlich einen Tag der offenen Tür, nehmen am Girls’ Day teil und besuchen Schulklassen mit einem Team aus Ausbildern und Azubis, um hier praktische Hilfe bei der Berufsorientierung zu geben.“

Personalleiterin Britta Hennings nickt. „Ausbildung war immer schon ein Kernthema unserer Arbeit“, sagt sie. „Derzeit haben wir rund 180 Mitarbeiter, und etwa zwei Drittel von ihnen haben hier ihre Ausbildung gemacht und sind anschließend geblieben. Das ist für einen Betrieb unserer Größe beachtlich, wenn man bedenkt, dass es in Lübeck noch einige andere attraktive Arbeitgeber gibt.“

Erfolgreiche Umstellung auf digitale Prozesse

Beeindruckend ist auch die hohe Fertigungstiefe, mit der Mankenberg seine Industriearmaturen herstellt. Stefan Nehlsen: „Wir haben eine Fertigungstiefe von mehr als 90 Prozent. Das sichert uns eine größtmögliche Unabhängigkeit von externen Zulieferern und gewährleistet ein Maximum an Qualität, Termintreue und Flexibilität.“

Der nun verliehene Preis ist übrigens nicht der erste, den die Firma erhielt, wie ein Blick auf die Urkunden im Verwaltungstrakt zeigt. Dort hängen unter anderem das Zertifikat „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb“ von der Agentur für Arbeit, der Ausbildungsaward der IHK und der „Große Preis des Mittelstands“, mit dem die Modernisierungs- und Innovationsaktivitäten der Lübecker gewürdigt wurden.

Welche Innovationskraft das Unternehmen hat, zeigte sich auch in der Coronakrise. Innerhalb kurzer Zeit gelang die Umstellung von analog auf digital und die Realisierung des „papierlosen Büros“, ursprünglich um den Beschäftigten die Weiterarbeit trotz der Pandemie-Restriktionen zu ermöglichen.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

Alle Beiträge des Autors