Anderthalb Jahrzehnte lang wurde diskutiert, prozessiert und sondiert, aber nun ist es endlich so weit – die Vertiefung der Elbe kann beginnen. Eine gute Nachricht für die örtliche Hafenwirtschaft und die norddeutsche Industrie.
Freuen können sich auch die Unternehmen, die die dafür benötigten Baggerschiffe bauen. Eines von ihnen ist die Hamburger Pella Sietas Werft, die ihren Sitz unweit von Finkenwerder am Neuenfelder Fährdeich hat.
Hier erfolgte Anfang 2018 nach einem Jahr Entwicklungs- und Konstruktionsarbeit der Brennstart für den Laderaumsaugbagger, der von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) in Auftrag gegeben wurde. Das 132 Meter lange und 23 Meter breite Spezialschiff soll, sobald die eigentliche Vertiefung des Flusses erfolgreich abgeschlossen wurde, künftig vor allem auf der Tideelbe eingesetzt werden, damit die ausgebaggerte Fahrrinne auch wirklich frei bleibt.
7.500 Kubikmeter Schlick passen in den Laderaum
„Es geht also um sogenannte Unterhaltungsbaggerungen“, erklärt Björn Pape, der als Chief Operations Officer (COO) für das operative Geschäft der Werft zuständig ist. „Der Saugbagger hat ein Ladevolumen von 7.500 Kubikmetern und wird im 24-Stunden-Betrieb arbeiten.“
7.500 Kubikmeter – das klingt viel, ist aber wenig im Vergleich zu der Menge an Schlick, die regelmäßig beseitigt werden muss. Nach Angaben des WSV werden für die Erhaltung der Zufahrten in die Elbe, die Ems, die Jade, die Weser und im Ostseerevier alljährlich etwa 40 Millionen Kubikmeter weggebaggert. Der neue Schwimmmbagger kostet rund 95 Millionen Euro
Die Brutto-Summe für den neuen Bagger liegt bei rund 95 Millionen Euro, die aus dem „Zukunftsinvestitionsprogramm“ des Bundes kommen. Pape: „Als die Ausschreibung Mitte 2016 vorlag, haben wir ein Angebot erstellt und eingereicht. Offenbar war es überzeugend, denn Ende 2016 bekamen wir den Zuschlag.“
Von Vorteil dürfte für das Unternehmen auch gewesen sein, dass es jede Menge Erfahrung in seinem Metier hat. Die Werft wurde im Jahr 1635 gegründet und zählt heute zu den ältesten Betrieben der Hansestadt. „Außerdem“, so Pape, „sind wir, anders als andere Werften, eher generalistisch tätig: Wir sind nicht auf bestimmte Schiffstypen spezialisiert und machen vieles, was die anderen nicht machen, weil wir schnell und wendig sind.“
Kein Outsourcing, alles aus einer Hand
In der großen Werfthalle wird unterdessen schon emsig an dem Schiff gearbeitet. Im vorderen Bereich steht die Brennmaschine, auf der die benötigten Bauteile mit einem Plasmastrahl aus einem dicken Blech herausgeschnitten werden.
„Jedes Teil hat eine eigene Nummer“, sagt Jens Neldner, der die Maschine gerade für den nächsten Durchlauf einrichtet. „So ist sichergestellt, dass man jederzeit transparente Verhältnisse hat und alle Teile richtig zugeordnet werden kann.“
Einige Meter weiter sitzt sein Kollege Dieter Tiedemann auf einem Schemel und steuert konzentriert einen Schweißapparat, der zwei große Stahlbleche miteinander verbindet. „Wir schweißen hier unter Pulver“, sagt er. „Das ist ein spezielles Lichtbogen-Schweißverfahren, bei dem der eigentliche Prozess unter einer Schicht aus mineralhaltigem Pulver stattfindet. Bei langen Nähten und Blechen dieses Kalibers ist das die beste Methode.“
Seit der Übernahme hat die Werft wieder Oberwasser
Ein Blick auf die Baupläne neben ihm an der Wand zeigt, dass auch die Konstruktion von eigenen Mitarbeitern übernommen wurde. „Stimmt“, sagt Björn Pape, „hier kommt alles aus einer Hand. Wir haben das Schiff selbst konstruiert und auf Outsourcing verzichtet.“ Die Werft konnte sich dabei unter anderem auf Erfahrungen stützen, die sie vor einiger Zeit beim Bau von zwei anderen Saugbaggern gesammelt hatte.
Abgeliefert werden soll der jetzige Neubau Mitte 2019. Um den Auftrag wie geplant abwickeln zu können, wurde eigens die Belegschaft aufgestockt. Pape: „Wir wachsen ohnehin und wollen auch den Ausbildungsbereich ausbauen.“
Aktuell beschäftigt die Werft, die 2014 nach einer Insolvenz von einem russischen Schiffbauer übernommen wurde, rund 250 Mitarbeiter. In den Orderbüchern gibt es einige sehr interessante Aufträge, darunter auch eine 74 Meter lange Inselfähre für Norderney, die mit einem umweltfreundlichen Hybridantrieb fahren wird.
Das Laderaumsaugbaggerschiff
Der neue Schwimmbagger, der gerade von Pella Sietas gebaut wird, ist ein sogenannter Hopperbagger. Das heißt: Er hat einen Laderaum (Hopper), in dem er das Baggergut transportiert, um es an anderer Stelle abzuladen. Der Schlick, den der Bagger vom Grund des Gewässers holt, wird mit einer Saugleitung nach oben befördert, die an ihrem unteren Ende mit einem Saugschleppkopf ausgestattet ist.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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