Der King ist ein schwerer Bursche. 150 Kilo Kampfgewicht, fast ein Zentner mehr als Mike Tyson in seinen besten Jahren. Aber anders als bei dem US-Boxer, der 1997 einen Kampf im Spieler-Paradies Las Vegas durch einen Ohr-Biss beendete, riskiert man hier nicht Leib und Leben, wenn man sich auf ein Kräftemessen einlässt. Der „King II Admiral Crown Premium“ ist ein Gewinnspielgerät der neuesten Generation, das nach Angaben seines Herstellers beste Unterhaltung zu fairen Bedingungen garantiert.
Momentan ist der Spielautomat allerdings noch nicht einsatzfähig. Er hängt an einer hydraulischen Hebevorrichtung und wird von Viktor Rau vorsichtig von der Palette auf einen freien Platz in der Montagehalle gehoben.
Rau ist einer der rund 150 Beschäftigten von Crown Technologies, einem Unternehmen in Rellingen bei Hamburg. Die Firma ist relativ jung, sie entstand 2007 aus einem Vorgängerbetrieb, der zum Insolvenzfall geworden war.
Crown-Geschäftsführer Heiko Busse: „Durch diese Lösung konnte ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten und dauerhaft gesichert werden. Außerdem ist es so gelungen, das Know-how eines norddeutschen Unternehmens mit 100-jähriger Geschichte zu retten.“
Von diesem Erfahrungsschatz profitiert der Rellinger Automatenbauer, der seit 2010 zur Löwen-Gruppe gehört, bis heute. Der Umsatz wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert und liegt heute bei rund 82 Millionen Euro.
Zu verdanken ist das vor allem der Konzentration auf hochwertige Produkte für das Premium-Segment – Geräte wie der „King II Admiral Crown Premium“, den Viktor Rau gerade an einen Kollegen aus der Montage übergibt. Dessen Job ist die Installation der elektronischen Innenausstattung, denn moderne Spielgeräte haben schon längst keine mechanischen Walzen mehr wie die Daddelkisten, die früher in jeder zünftigen Eckkneipe oder Spielhalle an der Wand hingen.
„Heute hat man ergonomische Geräte“, erklärt Produktionsleiter Klaus Niemann. „Sie sind mit einem großen HD-Monitor ausgestattet und haben mehrere Dutzend Spiele auf der Festplatte.“
Jedes Gerät wird vor der Aufstellung penibel überprüft
Trotz des Verzichts auf verschleißanfällige mechanische Teile haben „Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit“, wie die Automaten in der aktuellen Spielverordnung heißen, nur eine relativ kurze Nutzungsdauer. Niemann: „Geräte werden regelmäßig getauscht oder upgedated, um den Kunden immer die neueste Technik zu bieten.“
Daher stehen in der Halle zahlreiche Gebrauchtgeräte, die auf ihr zweites Leben vorbereitet werden. Niemann: „Wir prüfen zunächst, ob die Modelle optisch einwandfrei sind. Danach wird das Innenleben entfernt und gegen neue Komponenten ausgetauscht.“
Ist diese Arbeit abgeschlossen, müssen die Geräte noch eingehend getestet und geprüft werden. Gleiches gilt für die fabrikneuen Geräte. Bei Crown gibt es in dieser Hinsicht einiges zu tun, pro Jahr verlassen dort einige Tausend Automaten die Halle. Außerdem bauen die Rellinger gemeinsam mit der Tochterfirma Hirscher Moneysystems Geldwechsler.
Fehlende Auslastung der Kapazitäten ist also kein Thema für die Rellinger, eher der zunehmende Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels. Geschäftsführer Heiko Busse: „Wir tun eine Menge für die Personalentwicklung und bilden über Bedarf aus. Schließlich wollen wir in unserem Bereich weiterhin der Marktführer bleiben.“
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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