Präzise wie ein Uhrwerk greift der Schulungsroboter nach den kleinen Solarsensoren und pickt sie von einer Palette. Mechatroniker Sebastian Altevogt überwacht den Vorgang. „Der Greifarm muss zunächst ein Hindernis überwinden, bevor er das Bauteil auf die zweite Palette setzen kann“, erklärt der 23-Jährige. Beim zweiten Durchlauf kann der Arm die Teile ohne Umweg von A nach B heben. Der kleine Zeitgewinn bedeutet für die Produktion bares Geld und damit größere Wettbewerbsfähigkeit.
Neue Ideen entwickeln und Maschinen effizienter machen
Optimierung der Produktionsprozesse, Instandhaltung und Umbauten der Fertigungsanlagen – dafür ist Sebastian Altevogt zuständig. Schon als Kind hatte er Interesse an Technik. Nach dem Fachgymnasium begann er bei der Hella Fahrzeugkomponenten GmbH (HFK) eine Mechatroniker-Lehre. „Für mich genau das Richtige“, sagt er.
Was ihm besonders gefällt? Altevogt muss nicht lange überlegen: „Die Vielseitigkeit meines Berufs, Ideen zu entwickeln und auszutüfteln, wie man Maschinen effizienter machen kann.“
Auf einem Informationstag bei seinem Arbeitgeber hatte er kürzlich die Möglichkeit, diese Erfahrungen weiterzugeben. Die Veranstaltung war speziell für angehende Mechatroniker, Industriekaufleute und Absolventen des dualen Studiums mit Abschluss „Bachelor of Engineering“ und Facharbeiterbrief Mechatronik konzipiert. Die Firma hatte dafür eigens ihr Betriebsrestaurant „Hella’s Inn“ in eine kleine Messehalle verwandelt. Hier gaben Azubis, Mitarbeiter und Studierende Einblicke in ihren Berufszweig.
Sarah Pleuß ist Auszubildende im dritten Lehrjahr. „In der Schule lagen mir Mathe und Chemie immer schon mehr als Deutsch oder Geschichte“, sagt die 25-Jährige. Ihr Vater war Handwerker, und schon während eines Praktikums bei Airbus in der elften Klasse stand für sie fest: „Das will ich auch machen.“
Die Suche nach gutem Nachwuchs wird immer schwieriger
Nach dem Abitur mit Schwerpunkt Metalltechnik an den Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck ging sie als Au-pair-Mädchen für einige Monate in die USA. Anschließend begab sie sich auf die Suche nach einer Lehrstelle. Das war allerdings schwieriger als gedacht, es gab etliche Absagen. Ihre Vermutung: „Einige Unternehmen hatten wohl Bedenken, weil ich eine Frau bin.“
Anders bei HFK. Werkstattleiter Eckhard Maas erkannte das Potenzial der jungen Frau und bot ihr eine Lehre an. Sarah Pleuß griff zu. Wenn alles nach Plan läuft, wird sie im Mai 2015 ihren Gesellenbrief machen – mit guten Perspektiven.
„Wir versuchen, alle unsere Auszubildenden auch zu übernehmen“, betont Maas. Seine Erfahrung: Wenn Mitarbeiter im Unternehmen groß geworden sind, identifizieren sie sich wesentlich stärker mit dem Betrieb. Er muss es wissen, er ist seit 40 Jahren dabei.
Gute Azubis zu finden, wird jedoch immer schwieriger. „Die Bewerberzahlen sind rückläufig, die Qualifikation wird schlechter“, sagt Andree Allewelt-Müller, technischer Leiter und Ausbildungsleiter bei HFK.
Das belegt auch eine Umfrage der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord. Fast ein Drittel der Betriebe in der Metall- und Elektro-Industrie ist unzufrieden mit dem Angebot an Bewerbern, 7 Prozent bezeichnen es sogar als schlecht.
Oft hapert es auch an den Zensuren. Mindestens „befriedigende“ Noten sind in Mathematik, Deutsch und Englisch nötig, sagt Allewelt-Müller. Vielfach fehle das Verständnis dafür, was ein Industrie-Unternehmen tatsächlich leistet. Und: „Viele junge Leute haben keine Ahnung davon, was genau ein Mechatroniker eigentlich tut.“
Über Fachmessen, Besuche an weiterführenden Schulen, Betriebsführungen für Schulklassen und Lehrkräfte sowie nun auch über Informationstage versuchen Allewelt-Müller und Personalchefin Edda Ross, potenziellen Nachwuchs zu erreichen.
Ross: „Azubis sind für uns enorm wichtig. Wir produzieren hochwertige technische Produkte. Viele erfahrene Kollegen werden uns früher oder später verlassen. Diese Plätze müssen wir neu besetzen.“
Industriefestigkeit durch Praxisbezug lernen
Seit zehn Jahren bildet HFK am Standort Bremen Mechatroniker aus, seit sieben Jahren finanziert das Unternehmen das duale Studium. 24 junge Menschen lassen sich derzeit bei HFK ausbilden. Während der Lehrzeit arbeiten die Azubis und Studenten an konkreten Projekten.
Davon profitieren beide Seiten. „Sie werden in die Praxis einbezogen und lernen Industriefestigkeit. Und wir erkennen dabei ihre Stärken“, sagt Edda Ross.
Tamer Kiliç hat über das Internet von der Infoveranstaltung erfahren. Der Student interessiert sich für den Beruf des Industriekaufmanns. „Der Informationstag hat mir einen ersten Einblick verschafft“, sagt er.
Und noch etwas Gutes brachte der Tag für den 30-Jährigen. Er hat seine Bewerbungsunterlagen kostenlos von Edda Ross checken lassen. Mit Erfolg. Kiliç: „Sie hatte nichts auszusetzen.“
Begegnung mit …
Herbert Hiller: Hauptsache vielseitig!
Wenn jemand HFK in Bremen kennt, dann ist es Herbert Hiller. 1973 begann er auf Wunsch der Eltern eine Lehre zum Werkzeugmacher. Der damals 16-Jährige sollte etwas Solides lernen, befand der Vater.
Wenn er an damals zurückdenkt, fällt ihm sofort der Geruch von Maschinenöl ein, der in der Halle vorherrschte. „Ich dachte, das halte ich keine zwei Tage aus“, erzählt Hiller und schmunzelt.
Zuständig für 40 Mitarbeiter
Inzwischen ist er seit 42 Jahren dabei und hat in dieser Zeit Einblicke in fast alle Bereiche bekommen. „Ich kenne hier wirklich jeden Stein“, sagt der Bremer. Er baute Maschinen, ging auf Montage, wechselte ins Erprobungslabor, später folgten unter anderem Qualitätskontrolle- und Sicherung und eine Messtechniker-Schulung.
„1993 stieg ich in den Bereich Logistik ein“, erzählt der 57-Jährige. Heute leitet Hiller den Wareneingang und das Materiallager mit 40 Mitarbeitern. Er ist zuständig für Lagerung, Materialbereitstellung und Verzollung.
Mein Job
Wie kamen Sie zu Ihrem Job?
Mit 16 Jahren habe ich eine Lehre zum Werkzeugmacher begonnen – damals auf Wunsch meiner Eltern.
Was gefällt Ihnen besonders?
Die Ausbildung bei HFK ist klasse. Durch Schulungen und Qualifikationen wurden mir immer gute berufliche Perspektiven geboten, und ich konnte mich weiterentwickeln.
Worauf kommt es an?
Eine Ausbildung oder ein Studium sind heute das A und O. Gefragt ist Eigeninitiative: Man sollte sich immer einbringen durch Leistung und Ideen.
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