Aktuell berät die IG Metall ihre Forderungen für die Tarifrunde 2021. Dabei wird von der Gewerkschaftsführung gern verbreitet, viele Arbeitgeber würden die Corona-Krise nutzen, um lange geplante Standortschließungen und Arbeitsplatzabbau zu rechtfertigen.
Das ist eine unzutreffende Unterstellung. In Wahrheit reichen die Ursachen für die krisenhaften Entwicklungen dieser Monate viel länger zurück: Schon 2019 war für die Metall- und Elektro-Industrie ein Rezessionsjahr, in dem viele Betriebe Aufträge, Arbeit und Umsatz verloren. Die Digitalisierung, die Klimadebatte und der Strukturwandel stellen zahlreiche Firmen vor zusätzliche Herausforderungen, die mit hergebrachten Rezepten kaum zu bewältigen sind. Und dann kam im Frühjahr 2020 noch die Corona-Pandemie und mit ihr der größte Wirtschaftseinbruch der Nachkriegszeit.
Kapazitätsauslastung massiv eingebrochen
Die Auswirkungen sind dramatisch: Unsere norddeutschen M+E-Betriebe haben gerade gemeldet, dass ihre Kapazitätsauslastung bei knapp 76 Prozent liegt, fast 14 Punkte unter dem Spitzenwert vom Frühjahr 2018.
46 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht, 48 Prozent leiden unter Auftragsmangel, so viele wie noch nie seit Beginn der Corona-Krise.
Die Bewältigung der Krise wird Jahre dauern
Die Erholung dürfte sich noch über Jahre hinziehen, gut die Hälfte der norddeutschen M+E-Firmen wagt keine Prognose, wann das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden könnte.
Daher appellieren wir an die Gewerkschaft: Lassen Sie uns gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir der extrem schwierigen Lage gerecht werden und trotzdem so viel Beschäftigung wie möglich erhalten können. Neue Belastungen und irreführende Schuldzuweisungen sind dabei nicht hilfreich. Zu viel steht auf dem Spiel. Zusammen anpacken – das muss das Motto dieser Monate sein.