Unter Ökonomen gilt die Erkenntnis: Wenn die Wirtschaft strauchelt, stolpert der Arbeitsmarkt ein Dreivierteljahr später. Seit dem März ist die Konjunktur im Zuge der Corona-Krise in großen Teilen der Industrie stark eingebrochen. Unsere jüngste Umfrage unter den norddeutschen Metall- und Elektro-Betrieben belegt das erneut (siehe Seite 14).
Inzwischen gibt es erste Zeichen dafür, dass die Talsohle erreicht sein könnte, aber für Entwarnung ist es noch zu früh. Statt die Hände in den Schoß zu legen, ist nun Handeln angesagt: Mit Effizienzsteigerungen und Produktoffensiven, mit der Suche nach neuer Synergie und altbewährtem Erfindergeist – sonst könnte aus dem Konjunktureinbruch bald schon ein Arbeitsmarktdesaster werden. Auch unser kluger Tarifvertrag, der im Frühjahr geschlossen wurde, trägt dazu bei, dass vielen Betrieben noch Luft zum Atmen bleibt.
Dauerhafte Strukturreformen erforderlich
Die Politik hat schnell mit Erleichterungen und Verlängerungen der Kurzarbeit reagiert und so ein Netz aufgespannt, um Beschäftigung zu halten – doch wird es überdehnt, droht es zu reißen.
Mit einem massiven Konjunkturprogramm will die Regierung zudem den Binnenkonsum ankurbeln. Das mag für viele Branchen nützlich sein, doch unserer exportorientierten M+E-Industrie würden dauerhafte Strukturreformen mehr helfen als ein kurzes Strohfeuer, ganz zu schweigen von dem Aufwand, den die befristete Senkung der Mehrwertsteuer auslöst.
Mehr Flexibilität, weniger Einschränkungen
Deshalb ist jetzt Zeit für wirkliche Unterstützung in allen Bereichen: Verfahren vereinfachen, Bürokratie abbauen, Steuern senken, Investitionen beschleunigen, Innovationen fördern – das wäre echte Starthilfe für den Wiederaufbau. Ebenso mehr Flexibilität im Personaleinsatz statt Einschränkung der Befristung oder Reglementierung von Werkverträgen.
Nicht nur Ökonomen wissen: Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.