Die Tarif-Einigung steht. Es gibt eine zweistufige Entgelt-Erhöhung, eine Einmalzahlung von 600 Euro und mehr Geld für Azubis, aber auch eine Entlastung für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Die vierte Verhandlungsrunde brachte den Durchbruch. Nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon in Hamburg einigten sich Nordmetall und der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) Mitte November mit den IG Metall-Bezirken Küste und Bayern in Hamburg auf einen neuen Tarifvertrag.
„Das Verhandlungsergebnis geht an die Grenze des Möglichen“
Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin vbm
Der Vertrag gilt als Pilotabschluss für die Tarifgebiete Nord und Bayern und soll im Anschluss auf alle 3,9 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektro-Industrie (M+E) übertragen werden. Er hat eine Laufzeit bis zum 31. Oktober 2026 und sieht eine zweistufige Erhöhung der Tarifentgelte vor: 2 Prozent zum 1. April 2025 und 3,1 Prozent zum 1. April 2026. Außerdem gibt es eine Einmalzahlung von 600 Euro, die im Februar 2025 fällig wird, aber auf Dezember 2024 vorgezogen werden kann.
Auch Azubi-Vergütung steigt in zwei Schritten
Auch die Vergütung der Azubis der Branche wird erhöht. Sie steigt zum 1. Januar 2025 um 140 Euro pro Monat und zum 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent.
Darüber hinaus einigten sich die Tarifpartner darauf, die automatische Differenzierung für Unternehmen in wirtschaftlich schwieriger Lage für zwei Jahre fortzuschreiben. Sie erlaubt es den betroffenen Firmen, die Belastungen rasch und unbürokratisch zu mildern, um den eigenen Fortbestand zu sichern.
Ein weiteres Ergebnis ist die Erhöhung des T-Zug (B), also des jährlich wiederkehrenden tariflichen Zusatzbetrags, von 18,5 Prozent auf 26,5 Prozent in 2026. Zudem werden die Auszahlungszeitpunkte von T-Zug (B) und Transformationsgeld getauscht. Das Transformationsgeld steht in vollem Umfang für die Differenzierung nach den bisherigen Kriterien zur Verfügung.
Vereinfachung bei den Freistellungstagen
Weitere Elemente des neuen Flächentarifvertrags betreffen die bestehenden Regelungen der Freistellungstage. Sie wurden modifiziert.
So sind die Anspruchsvoraussetzungen für Schichtbeschäftigte nun vereinheitlicht. Mitarbeiter mit Kindern unter zwölf oder mit pflegebedürftigen Angehörigen können zweimal acht Freistellungstage und zusätzlich dreimal sechs Tage nutzen. Diese Ansprüche können künftig auch Teilzeitbeschäftigte in den genannten Gruppen nutzen. Ausfallendes Arbeitszeitvolumen muss allerdings kompensiert werden. Ist das nicht möglich, kann der Arbeitgeber die Freistellung weiter ablehnen.
„Es war ein zähes Ringen bis zuletzt und ein wirklicher Kraftakt“
Lena Ströbele, Verhandlungsführerin Nordmetall
Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele: „Es war ein zähes Ringen bis zuletzt und ein Kraftakt. Doch mit dem Willen zur Einigung und der Fähigkeit zum Kompromiss ist uns in schwierigen Zeiten ein verantwortbarer Abschluss gelungen. Das war unsere Aufgabe und unser Anspruch: Wir Tarifparteien wollten zeigen, dass wir nicht ,ampeln‘, sondern Einigung können.“
Gemessen an der wirtschaftlichen Lage sei der Abschluss sehr hoch, für viele Betriebe werde die Umsetzung eine Herausforderung. Allerdings könnten die Belastungen bei Bedarf durch die Differenzierung gemildert werden.
Ähnlich das Fazit von vbm-Verhandlerin Angelique Renkhoff-Mücke: „Das Ergebnis geht an die Grenze des Möglichen. Es sieht zwar eine hohe Entgelterhöhung vor, bietet aber mit der langen Laufzeit von 25 Monaten Planungssicherheit für die Firmen. Wir hoffen, dass wir damit auch ein Signal an die Politik senden, dass Kompromisse mitunter schmerzhaft, aber möglich sind.“
Der Tarifabschluss
- Entgelt: Plus 2,0 Prozent zum 1. April 2025, plus 3,1 Prozent zum 1. April 2026
- Einmalzahlung: 600 Euro im Februar 2025, vorziehbar auf Dezember 2024
- Auszubildendenvergütung: Plus 140 Euro pro Monat zum 1. Januar 2025, plus 3,1 Prozent zum 1. April 2026
- Differenzierung: Automatische Entlastung für Betriebe in wirtschaftlich schwieriger Lage
- Laufzeit: Bis 31. Oktober 2026, insgesamt 25 Monate
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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