So viel Einigkeit war selten – 87 Prozent der Geschäfts- und Personalleitungen in den fünf norddeutschen Ländern plädieren für die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit zugunsten einer wöchentlichen Betrachtung. Und 47 Prozent halten die politische Debatte um die Flexibilisierung der Arbeitszeit für überfällig. Das sind zwei Erkenntnisse einer Umfrage der Verbände Nordmetall und AGV Nord unter 289 Firmen mit insgesamt rund 120.000 Beschäftigten in Nordwest-Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

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Dabei geht es laut Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger keineswegs um eine generelle Ausweitung der Arbeitszeit, die in vielen Betrieben ohnehin tariflich festgelegt ist. „Niemand soll unter dem Strich länger arbeiten müssen“, so Fickinger. „Aber es sollte möglich sein, die Arbeit innerhalb der Woche besser zu verteilen.“

Mehr Flexibilität und finanzielle Mittel

Die Firmen fordern, punktuell über die Zehn-Stunden-Grenze hinausgehen zu dürfen und diese Mehrarbeit später entsprechend auszugleichen. Denn bislang beschränkt das Arbeitszeitgesetz den Arbeitstag auf acht, in Ausnahmefällen auf zehn Stunden. Fickinger: „Das passt nicht zu den Anforderungen einer modernen, global vernetzten Arbeitswelt, in der Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit, Schnelligkeit ebenso wie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gleichermaßen eine Rolle spielen.“

Befragt wurden die Unternehmer auch zur Rententhematik. Hier wünschen sich knapp 80 Prozent der befragten Firmen Anreize, damit Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten. Über die Hälfte beschäftigt bereits heute Arbeitnehmer jenseits des gesetzlichen Renteneintrittsalters.

„In Zeiten des Fachkräftemangels sind flexible Übergänge in den Ruhestand ein Gewinn für beide Seiten“, so Fickinger. Auch hier sollte das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit gelten: „Wer länger arbeiten will, soll das auch dürfen. Umgekehrt sollen die Betriebe entscheiden können, wen sie länger beschäftigen möchten.“

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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