Als 1914 im US-Bundesstaat Florida der weltweit erste Linienflug für Passagiere stattfand, brauchte das Flugzeug über 20 Minuten für die Strecke von 35 Kilometern. In den 110 Jahren danach entwickelt sich der Flugverkehr in einem Tempo, das für die damaligen Pioniere unvorstellbar war. Experten rechnen für das Jahr 2030 weltweit mit 5,64 Milliarden Passagieren – eine Steigerung von rund 30 Prozent gegenüber 2018.
Bewältigen lässt sich dieses Wachstum nur durch technischen Fortschritt und intensive, interdisziplinäre Forschung. Aus dieser Überlegung heraus wurde 2009 in Hamburg das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) als neutrale Forschungsplattform gegründet. Hier können kleine mittelständische Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und Industrie gleichberechtigt zusammenarbeiten.
Neun Gesellschafter im Gründer-Konsortium
Zu den neun Gründungsgesellschaftern gehörten unter anderem – mit einem Anteil von jeweils rund 20 Prozent – die Airbus Operations GmbH, die Lufthansa Technik AG, die Hansestadt Hamburg und der ZAL Förderverein. Außerdem war das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit rund 10 Prozent beteiligt.
Das Konzept ging auf, der Andrang war groß. So groß, dass wenige Jahre nach der Eröffnung im März 2016 ein Anbau beschlossen wurde, der in Rekordzeit errichtet und nun feierlich eingeweiht wurde.
Dank der Erweiterung wuchs die Fläche des ZAL auf insgesamt 34.000 Quadratmeter, auf denen über 30 Partner aus Industrie und Wissenschaft arbeiten – darunter Airbus, Lufthansa Technik, Diehl Aviation, Dassault Systèmes, das Fraunhofer-Institut, die Hamburger Hochschulen und das DLR.
Airbus entwickelt Wasserstoff-Flieger
Mit rund 850 Fachleuten forschen sie an Themen wie Automation und Robotik, Digitalisierung, smarte Kabinenauslegung und Kabinenakustik. Zudem bietet das hauseigene Fuel Cell Lab den Experten optimale Voraussetzungen, die Nachhaltigkeit in der Luftfahrt voranzutreiben.
So arbeitet beispielsweise Airbus an innovativen Antriebskonzepten, die auf Wasserstoff basieren. Die Pläne des Konzerns sind durchaus ambitioniert, das Unternehmen will bis 2035 ein „grünes“ Passagierflugzeug entwickeln und auf den Markt bringen.
Auch Start-ups sind hier tätig
Über den Ausbau des ZAL dürften sich vor allem externe Technologiepartner, KMU und Start-ups freuen, denn ergänzend zur bisherigen Nutzung können Flächen in dem Zentrum künftig auch projektbezogen, also kurzfristig und für kürzere Zeiträume, angemietet werden.
Durch ein Desksharing-Konzept werden in dem 8.000 Quadratmeter großen Anbau künftig bis zu 300 Mitarbeitende des DLR unter einem Dach tätig sein. Mit dem Ziel einer klimaverträglichen Luftfahrt forschen die DLR-Institute für „Instandhaltung und Modifikation“ und „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ hier an nachhaltigen Flugzeug- und Betriebskonzepten.
Weitere Gebäude sind bereits in Planung
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher begrüßte die Erweiterung in seiner Eröffnungsansprache und verwies auf die hohe Relevanz der Forschung, die hier stattfindet. „Hamburg ist der drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrt-Industrie weltweit und ein führendes Zentrum für Forschung und Entwicklung“, sagte er. „Im ZAL arbeiten Weltmarktführer, Start-ups, Hochschulen und Forschungsinstitute gemeinsam an der Luftfahrt der Zukunft. Der Anbau schafft weitere Kapazitäten für Innovationen made in Hamburg und stärkt die hier tätigen Institute des DLR.“
Die jetzt eingeweihte Erweiterung ist jedoch nur ein erster Schritt. Die Planungen für ein weiteres Gebäude in unmittelbarer Nähe des ZAL-Areals haben bereits begonnen.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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