Heulte Ende der 1990er Jahre tagsüber die Alarmsirene in Altefähr, war dies das Signal für Paul Grede und einige seiner Kumpels, sich auf die Räder zu schwingen und zum Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr zu pesen. Oft waren die Teenager schneller dort als die Feuerwehrmänner, erinnert sich der heute 38-Jährige, der in Altefähr an der Südküste der Insel Rügen aufgewachsen ist.
Lag der Einsatzort nicht weit entfernt, radelten die Jungs dem Löschfahrzeug hinterher, einer Spezialvariante des legendären DDR- Kleintransporters „Barkas 1000“. Doch es gab damals keine Jugendfeuerwehr: „Wir haben nicht lockergelassen, bis 1998 unsere Jugendfeuerwehr gegründet wurde.“
Wehrführer im 1.300-Einwohner-Seebad Altefähr ist er seit 2018. „Ich habe früh gespürt, welche enorm wichtige Aufgabe es in einer Kommune ist, Gefahren abzuwenden und Menschen in Notsituationen zu helfen“, sagt Grede.
Früher rückte die Feuerwehr pro Jahr sechs bis sieben Mal aus, heutzutage sind es 25 bis 30 Einsätze. Mehr Bäume stürzen durch heftigere Stürme um, auf der neuen Schnellstraße B 96 passieren öfter Unfälle und auch die Wasserrettung auf dem nahen Strelasund zählt inzwischen zu den Aufgaben.
Unschöne Szenen etwa mit Unfalltoten blieben über die Jahre nicht aus. Grede ist froh, dass ihm seine Partnerin dann zur Seite steht. In der Öffentlichkeit indes werde der freiwillige Einsatz oft als selbstverständlich hingenommen. „Äußerst selten bedankt sich jemand mal dafür, dass wir ihn aus einer bedrohlichen Lage gerettet haben.“
Junge Menschen zur Verantwortung befähigen
An den Werktagen überquert Paul Grede zweimal den rund zwei Kilometer breiten Strelasund – zum Metallverarbeiter Ostseestaal am anderen Ufer in Stralsund. Dort hat Grede zu Beginn der 2000er Jahre Fertigungsmechaniker gelernt, arbeitete dann als Schweißer und Vorarbeiter. Er qualifizierte sich zum Industriemeister und kümmert sich seit 2021 als Ausbildungsleiter um den Fachkräftenachwuchs. Aktuell sind es 13 Azubis. Wie bei der Feuerwehr fasziniere ihn auch dort, „die jungen Leute zu befähigen, verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgaben bewältigen zu können“.
Heult in Altefähr werktags die Sirene und ruft die 24 aktiven Feuerwehrleute mit ihrem zwölf Tonnen schweren Mercedes-Löschfahrzeug zum Einsatz, eilt auch Grede über den Strelasund zum Gerätehaus, „in rund sechs Minuten“.
Die jungen Feuerwehrleute im Ort verfolgen neugierig jeden Alarm, so wie einst Grede und seine Freunde. Allerdings nicht per Rad, sondern per Handy. „Sie brennen darauf, eines Tages selbst mit Blaulicht auszurücken.“
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