Der erste Schnitt der Rebstöcke im neuen Weinjahr erfolgte im März, jetzt ist erst mal die Natur gefragt. „Jede Sonnenstunde hilft und zum Glück haben wir im Nordosten durchschnittlich mit die meisten davon bundesweit“, sagt Marco Mühlner. Ein Hinweis darauf, warum Weinbau in Rustow, einem Ortsteil der Kleinstadt Loitz im Landkreis Vorpommern-Greifswald, überhaupt möglich ist.

Unmittelbar neben dem Wohnhaus von Mühlner und seiner Lebensgefährtin Susanne liegt eine rund 4.000 Quadratmeter große Weinanbaufläche. Seit sechs Jahren lebt er hier auf dem platten Land in Rustow an der Peene gemeinsam mit seiner Partnerin und ihren sechs Kindern. Neubrandenburg ist gut 45 Autominuten entfernt, wo Marco Mühlner als Entwicklungsleiter bei Webasto arbeitet, dem Systempartner der Mobilitätsbranche aus Süddeutschland, der in Neubrandenburg seit über 30 Jahren Standheizungen und seit zehn Jahren auch elektrische Fahrzeug-Heizsysteme produziert.

Durch Zufall zum Winzer geworden

Als gebürtiger Schweriner hatte der Diplom-Ingenieur für Fahrzeug- und Antriebstechnik bis vor wenigen Jahren „keinerlei Bezug zum Weinbau“. Es sei eher durch einen Zufall dazu gekommen.

„Der Mosel-Winzer Walter J. Oster legte den ersten Mitstreitern vor Jahren die Idee nahe, es im sonnigen Peenetal mit dem Weinbau zu versuchen“, erzählt der 51-jährige. Der daraufhin gegründete Verein Peenewinzer „Sophia Hedwig“ hat heute 45 Mitglieder. Auf dem Rustower Anbaugebiet haben seither über 1.000 Rebstöcke ihre Wurzeln in den Boden getrieben. Sie bescherten den Hobby-Winzern 2023 eine Rekordernte mit 2.500 Flaschen der Traube Cabernet Blanc.

Der spannendste Tag des Jahres ist stets die Weinlese im Spätsommer, dann müsse alles sehr schnell gehen, sagt Mühlner. Die geernteten Trauben werden umgehend per Kühlwagen zum Weingut Oster an der Mosel gefahren und gekeltert. So bleibe die Qualität der Traube ungetrübt. Der 2023er-Jahrgang sei vorzüglich, „eher trocken, wie ich es liebe“, schwärmt Mühlner.

Und zur Hochzeit gibt’s den eigenen Wein

Doch nicht so sehr der Genuss stehe für ihn im Vordergrund, es ist vielmehr das „gemeinsame Erleben mit Gleichgesinnten“. Beim ersten Verkosten im Verein werde in der Regel das zurückliegende Jahr reflektiert. Wie lief es mit dem Rebschnitt, gab es Schädlinge und vor allem: Wie war das Wetter?

Mit Plus- und Minusgraden hat es Mühlner auch bei Webasto. Seit 2002 ist er dort beschäftigt und mit der Neu- und Weiterentwicklung von Heizsystemen für Autos und andere Fahrzeuge befasst.

In diesem Jahr schauen Marco Mühlner und seine Partnerin Susanne nicht nur wegen des Weins erwartungsvoll auf den Sommer. Sie planen ihre Hochzeit. Fest steht bereits: Es wird auch Cabernet Blanc vom eigenen Winzerverein ausgeschenkt.

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