Die renommierte Meinungsforscherin Renate Köcher vom Allensbacher Institut für Demoskopie trug beim jüngsten Tag der Metall- und Elektro-Industrie in Berlin beunruhigende Erkenntnisse vor: Fast drei Viertel der Deutschen empfinden die Gesellschaft als gespalten, 40 Prozent fühlen sich dadurch gar bedroht. Besonders in den ostdeutschen Ländern sowie unter Menschen mit kleinerem Geldbeutel ist diese Einschätzung weit verbreitet.
In der Tat scheint der Ton der öffentlichen Auseinandersetzung rauer geworden zu sein, befeuert von Populisten am rechten und linken Rand des Parteienspektrums, millionenfach verstärkt in den sozialen Netzwerken. Dieser gefährlichen Entwicklung gilt es nach Kräften entgegenzuwirken.
Gespräche auf Augenhöhe
Die Sozialpartner der norddeutschen Metall- und Elektro-Industrie haben am ersten Verhandlungstag in der Tarifrunde 2024, der Mitte September in Hamburg stattfand, ihren Beitrag dazu geleistet: Der IG Metall Küste und Nordmetall gelingt auch in schwierigen Zeiten der sachliche Austausch von Argumenten; wir hören uns gegenseitig zu, verhandeln mit Respekt und auf Augenhöhe.
Ziel dieser Tarifgespräche ist es, zu einer einheitlichen Lagebeurteilung zu kommen: Die Rezession dauert an und entwickelt sich zur Strukturkrise, minus 7 Prozent Auftragseingang und Produktion in der M+E-Branche im ersten Halbjahr, minus 6 Prozent Absatz und minus 5 Prozent Exporte. Gleichzeitig haben wir die weltweit kürzesten Arbeitszeiten, und das bei Lohnstückkosten, die mit 14 Prozent über dem Durchschnitt unserer Wettbewerbsländer liegen – von den hohen Energiekosten und der ungebremsten staatlichen Bürokratie ganz zu schweigen.
Die Sozialpartner sind in der Pflicht
Eine Verbesserung der schlechten Rahmenbedingungen durch die Berliner Politik ist mindestens in den kommenden zwölf Monaten kaum zu erwarten. Deshalb müssen wir Sozialpartner es in die Hand nehmen, Arbeitsplätze zu sichern und den Standort zu stärken.
Alleine werden wir das nicht schaffen, aber wir können unseren Beitrag leisten: durch eine konstruktive Tarifrunde mit fairem Umgang und einem Ergebnis, das Zukunftsvertrauen fördert, Schulterschluss demonstriert und die Spaltung der Gesellschaft zurückdrängt.
Nico Fickinger ist Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord, die aktiv im Norden möglich machen. Er freut sich über Ihre Rückmeldung. Sie erreichen ihn per Mail über nordwort@aktivimnorden.de
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