Es gibt sie tatsächlich, die sogenannten Win-win-Situationen: Die von Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigte Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit verspricht, eine solche zu werden – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Es genügt eben nicht in jeder Situation die heute festgeschriebene tägliche Höchstarbeitszeit von acht beziehungsweise mit Ausgleich zehn Stunden, denn es gibt Fälle, in denen Beschäftigte auch mal länger arbeiten wollen oder müssen. Hier bietet die wöchentliche Höchstarbeitszeit – übrigens auch auf EU-Ebene die einzige entscheidende Begrenzung - mehr Flexibilität, aber eben auch hinreichenden Schutz für die Beschäftigten vor Überlastung.
Wer zum Beispiel am Montag und Dienstag länger arbeiten kann und will, der darf am Mittwoch eher Schluss machen, wenn in der Familie ein Geburtstag ansteht oder Betreuung zu übernehmen ist – Work-Life-Balance at it’s best.
Und wenn die Firma plötzlich einen Großauftrag erhält, der so-fort erledigt werden muss, dann kann im Einvernehmen mit den Beschäftigten die Produktion für einige Tage über acht Stunden hinausgehen, natürlich mit entsprechend kürzeren Arbeitstagen im Anschluss – ein echter Vorteil gerade für kleinere Firmen. Die Rechte des Betriebsrats bleiben unverändert.
Flexibilität als Trumpf in einer globalen Welt, in der Schnelligkeit und Qualität gerade von der Metall- und Elektro-Industrie erwartet werden – dazu wäre diese Reform ein guter Beitrag. Nichts würde sich an unseren in der M+E-Industrie geltenden Vereinbarungen zwischen Nordmetall und IG Metall Küste zur 35- beziehungsweise 38-Stunden-Woche ändern.
„Es geht nicht um Mehrarbeit, sondern um eine bedarfsgerechte Verteilung der anfallenden Arbeit.“
Nicht um Mehrarbeit, sondern um effizientere, bedarfsgerechtere Verteilung der Arbeit geht es, zum Wohl der Beschäftigten und der Betriebe. Eine noch größere Win-win-Situation entstünde, wenn im Rahmen dieser Neuerung die Ruhezeitenregelung generell von elf auf neun Stunden reduziert werden könnte, wie schon jetzt in unserem Tarifvertrag zur Mobilen Arbeit und entsprechenden Betriebsvereinbarungen verankert. Damit wäre tatsächlich ein echter Fortschritt in digitalen Zeiten erreicht.
Nico Fickinger ist Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord, die aktiv im Norden möglich machen. Diskutieren Sie mit ihm: nordwort@aktivimnorden.de
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