Wenn Menschen mit- und voneinander lernen, sich gegenseitig Dinge erklären und gemeinsam Probleme lösen, dann nennt man das heutzutage Peer Learning. Das Konzept hat viele Vorteile: Es spart Zeit, schafft direkten Transfer in die Praxis, fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit, ermutigt zu aktiver Beteiligung und kann niederschwellig angeboten werden.

Nicht abstrakt, sondern möglichst konkret

„Wichtig dabei ist der Praxisbezug“, sagt Martina Hölscher, Beraterin und Expertin für Peer Learning und agile Lernformate. „Konkret: Welche Lernfelder bringen uns weiter und wie gelingt der Transfer in den Arbeitsalltag?“

Sie hatte im Rahmen der Nordmetall/AGV Nord-Veranstaltungsreihe „Lernkulturen im Wandel“ kürzlich einen Workshop zum Thema Peer Learning durchgeführt. Das Angebot stieß auf großes Interesse. „Uns ging es darum, nachhaltige Lernstrukturen zu schaffen und Wissen gemeinsam weiterzuentwickeln“, sagt Eleonora Wewer, die zu dem Workshop eingeladen hatte. 

Die Referentin für betriebliche Weiterbildung bei Nordmetall/AGV Nord ist davon überzeugt, dass die Methode den Unternehmen eine praxisnahe und effektive Möglichkeit bietet, den Wissenstransfer zu fördern und interne Kompetenzen nachhaltig zu stärken.

Eines der Unternehmen, das Peer Learning in den Arbeitsalltag integriert hat, ist die Firma Bosch. Sie hat den „Bosch Club“ geschaffen, eine informelle Plattform, auf der Mitarbeiter ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen können.

Mehr zum Thema

Spielerisch lernen: Am Schülerforschungszentrum Hamburg (SFZ) wird den jungen Besuchern eine Menge geboten.
Vom Jugendprojekt zur Ausbildung

So modern ist MINT

mehr

„Bosch Club“ zeigt, wie es funktionieren kann

Die Idee des Bosch Clubs ist einfach: Mitarbeiter, die ihr Wissen teilen möchten, machen dies auf der Plattform bekannt, indem sie einen Termin einstellen. Andere Mitarbeiter können sich anmelden und teilnehmen – alles auf freiwilliger Basis und ohne Kontrolle durch die Führungskräfte. Der Erfolg ist dennoch sichtbar. 2024 wurden insgesamt 1.800 Sessions angeboten, an denen viele Mitarbeiter teilnahmen.

Entsprechend positiv fällt das Fazit der Initiatoren aus. Der Bosch Club sei ein vielversprechendes Projekt, welches den Austausch von Wissen fördere. Er stehe als ein Beispiel dafür, wie Firmen informelles Lernen unterstützen können und Mitarbeiter dazu ermutigt werden, ihre Expertise zu teilen.

„Das Angebot stieß auf großes Interesse.“ 

Eleonora Wewer, Referentin Nordmetall/AGV Nord

Martina Hölscher zählt weitere Vorteile des Peer Learning auf. „Es steht für einen effektiven Wissenstransfer, kann sich an verschiedene Arbeitsumgebungen anpassen und stärkt die Firmenkultur. Zudem reduziert es den Bedarf an externen Schulungen und fördert den kreativen Austausch sowie neue Ideen.“

Zu den Unternehmen, die sich bereits intensiv mit Peer Learning beschäftigen, gehört unter anderem Hellermann-Tyton, der in Tornesch bei Hamburg beheimatete Weltmarktführer für Kabelmanagement-Systeme. „Grundsätzlich tragen wir uns mit dem Gedanken, die Methode einzuführen“, sagt Jutta Eckhardt, Managerin der hauseigenen Akademie.

Netzwerk für Peer Learning geplant

Nordmetall und AGV Nord sind seit vielen Jahren mit Themen der modernen Lerngestaltung unterwegs und unterstützen gern Mitgliedsunternehmen, die sich dafür interessieren. Nach dem letzten Workshop hat der Arbeitgeberverband diese Entwicklungen aufgenommen und prüft derzeit die Möglichkeiten, für Peer Learning ein festes Netzwerk im Verband zu erstellen und nachhaltig weiterzuentwickeln.

Infos und Kontakt

Wenn auch Ihr Betrieb Peer Learning einführen und sich im Netzwerk der Verbände engagieren möchte, nehmen Sie bitte Kontakt auf mit:

Eleonora Wewer
Referentin betriebliche Weiterbildung, Bildung, Arbeitsmarkt und
Fachkräfte bei Nordmetall/AGV Nord 
Tel.: +49 40 63784209 
Mobil: +49 173 2827767 
wewer@nordmetall.de

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

Alle Beiträge des Autors