Für Maximilian Schulze ist der Fall klar: „Schiffe bauen macht einfach Bock.“ Der 21-jährige Hamburger weiß, wovon er redet – er bewarb sich nach der Schule bei NVL, erhielt eine Zusage und begann im Sommer 2024 eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Blohm+Voss (B+V) im Hamburger Hafen.

„Wer bei uns in sein Berufsleben startet, hat ausgezeichnete Möglichkeiten“

 Knut Marquardt, Ausbildungsleiter Blohm+Voss

Die Jugendlichen von der Oberschule Neu Wulmstorf sind heute gemeinsam mit einer anderen Schulklasse aus dem Süden der Hansestadt angereist, um sich vor Ort über die Ausbildungsberufe und dualen Studienangebote im Schiffbau zu informieren.

Um sie dabei zu unterstützen, hat die Werft den M+E-InfoTruck der Verbände Nordmetall und AGV Nord eingeladen, der nun auf dem Gelände vor der Ausbildungswerkstatt steht. Der 20 Meter lange Sattelschlepper und sein auf zwei Ebenen ausfahrbarer Auflieger bieten modernste Berufsorientierung mit persönlicher Information durch geschulte Berater, Hightech-Equipment und spannende Multimedia-Präsentationen. Hier können die jungen Besucher an Experimentier-Stationen die „Faszination Technik erleben – praxisnah und intuitiv“, wie Berater Nicolai Rexroth sagt.

Viele Fragen, viele Antworten

Während er gemeinsam mit seinem Kollegen die erste Schülergruppe an Bord begrüßt, wird die Klasse aus Neu Wulmstorf mit ihrer Lehrerin Wiebke Scholz durch einige Werfthallen geführt. Dort können sie sich nicht nur umschauen, sondern auch Fragen stellen, die von Ausbildungsleiter Knut Marquardt und seinen Azubis geduldig beantwortet werden.

Erleben Sie hier im Video den M+E-InfoTruck bei seinem Besuch auf dem Gelände der Ausbildungswerkstatt von Blohm+Voss:

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Und Fragen gibt es etliche. „Wie lange dauert so eine Ausbildung bei euch?“, fragt ein Schüler, und sein Klassenkamerad wüsste gern, wie hoch der Verdienst nach den dreieinhalb Lehrjahren ist. Andere erkundigen sich nach dualen Studienangeboten oder wollen wissen, was es mit dem Kürzel NVL auf sich hat – und ob das Unternehmen neben Blohm+Voss noch andere Standorte hat.

Die Schüler haben Glück. Heute sind auch NVL-Personalleiter Frank Hollmann und seine HR-Kollegin Lisa Kehr dabei, die ebenfalls für Fragen zur Verfügung stehen. „Die Abkürzung NVL steht für Naval Vessels Lürssen“, erklärt Kehr. „Dazu gehören derzeit neben dem Hauptsitz im Bremer Stadtteil Vegesack und dem niedersächsischen Standort Lemwerder auf der anderen Weserseite vier Werften in Norddeutschland, mehrere Standorte in anderen Ländern sowie weitere maritime Unternehmen.“

Weltweit rund 2.300 Beschäftigte

Die größte dieser vier Werften ist Blohm+Voss, wo die heutige Informationsveranstaltung stattfindet. Daneben gibt es die Norderwerft, die ebenfalls im Hamburger Hafen liegt, die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven an der Nordsee und die Peene-Werft in Wolgast im Norden von Mecklenburg-Vorpommern.

„Blohm+Voss und die Peene-Werft sind unsere Neubaustandorte, während die Neue Jadewerft und die Norderwerft auf Reparaturen, Instandsetzungen und Wartungen von Marine- und Behördenschiffen spezialisiert sind. Zusätzlich zum Neubau verfügt auch die Peene-Werft über einen Reparaturbereich“, ergänzt Frank Hollmann. „Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden weitere umfangreiche Service-Angebote und tragen dazu bei, Schiffe und Boote der Deutschen Marine und zahlreicher Navies weltweit jederzeit einsatzbereit zu halten.“

NVL ist stetig gewachsen, erfahren die jungen Besucher. Allein im Jahr 2023 wurden rund 400 neue Mitarbeiter eingestellt, wodurch die Gesamtzahl der weltweit Beschäftigten auf etwa 2.300 stieg.

Auch in Sachen Ausbildung ist NVL sehr aktiv, und das seit vielen Jahren. „Derzeit bilden wir an unseren vier norddeutschen Standorten insgesamt 138 Nachwuchskräfte aus“, bilanziert Lisa Kehr. „Dabei handelt es sich um Auszubildende und dual Studierende sowohl im kaufmännischen als auch im technischen und gewerblichen Bereich.“

Eine Schülerin aus Buxtehude will wissen, wie viele Ausbildungsberufe bei NVL angeboten werden. „Aktuell sind es sieben“, antwortet Ausbildungsleiter Knut Marquardt. „Unter anderem bilden wir Industrie- und Konstruktionsmechaniker aus, aber auch Industriekaufleute und Fachinformatiker. Außerdem gibt es fünf verschiedene duale Studiengänge in unserem Unternehmen. Weitere Infos dazu findet ihr auf der NVL-Website.

Attraktive Angebote für dual Studierende

Für diejenigen Schüler, die mit dem Begriff „duales Studium“ nichts anfangen können, gibt es gleich noch eine Erklärung. „Das duale Studium heißt so, weil es zwei Dinge vereint“, sagt Kehr. „Es kombiniert das wissenschaftliche Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit der Ausbildung im Unternehmen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Studium erhält man hier von Anfang an eine Vergütung vom Unternehmen – auch während der Theoriephasen an der Hochschule.“

„Wir haben momentan eine Ausbildungsquote von rund 10 Prozent“

 Frank Hollmann, Personalleiter NVL

NVL kooperiert bei seinen dualen Studienangeboten mit mehreren norddeutschen Hochschulen, unter anderem in Flensburg, Stralsund und Bremen. Außerdem gibt es seit vielen Jahren eine Zusammenarbeit mit der Nordakademie in Elmshorn, wo duale Studenten von NVL die Wahl zwischen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen haben. Beide Studiengänge dauern dreieinhalb Jahre und enden mit dem Bachelor-Abschluss.

Anhaltend hoher Bedarf an Fachkräften

Wer sich für eine Ausbildung oder ein duales Studium bei NVL entscheidet, hat beruflich beste Perspektiven. Schiffbau ist Hightech und gut ausgebildete Fachkräfte und qualifizierte Akademiker sind gefragt. Frank Hollmann: „In der komplexen Welt von heute ist Digitalisierung wichtiger denn je, speziell im Marineschiffbau. Bei NVL geht die Digitalisierung als Innovationsdisziplin Hand in Hand mit Prozessoptimierungen, die unsere Wertschöpfungskette und die Schiffe über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg effizienter machen.“

Ausführliche Beratung im M+E-InfoTruck

„Es war äußerst informativ und unsere Schüler fanden das alles sehr spannend“

Wiebke Scholz, Lehrerin an der Oberschule Neu Wulmstorf

Die Oberschüler aus Neu Wulmstorf sind unterdessen am InfoTruck vor der Ausbildungswerkstatt angekommen und entern das rollende Beratungszentrum, um dort weitere Informationen über die beruflichen Möglichkeiten in der Welt der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) zu erhalten. Ihre Lehrerin Wiebke Scholz ist beeindruckt. „Der Tag ist bislang wirklich gut gelaufen“, sagt sie. „Es war äußerst informativ und unsere Schüler fanden das alles sehr spannend. Einige wollen hier auch ein Praktikum machen.“

Eine Schülerin berichtet, dass sie sogar eine familiäre Beziehung zu Blohm+Voss hat. „Mein Opa hat Ende der 60er Jahre hier angefangen, als die Werft noch mehr als 7.000 Mitarbeiter hatte. Er war sehr stolz darauf, dass er am Bau zahlreicher Schiffe mitgewirkt hatte, und erzählte uns später von der Feier zum 100-jährigen Bestehen, die 1977 auf der Werft stattfand.“

Ausbildungsangebot wird ausgebaut

Seither hat sich einiges bei B+V geändert. 2016 wurde die Werft von Lürssen übernommen, seit 2021 gehört sie zur Marinesparte NVL. Die will in den kommenden Monaten weiter in den Standort investieren und die Ausbildungswerkstatt deutlich erweitern und modernisieren. Unter anderem ist geplant, neue Dreh- und Fräsmaschinen anzuschaffen.

„Mit der anstehenden Vergrößerung der Ausbildungsfläche um 450 Quadratmeter bietet Blohm+Voss künftig Platz für etwa 40 Azubis und dual Studierende pro Einstellungsjahr. Damit wird die Kapazität der Ausbildungswerkstatt fast verdoppelt“, sagt Lisa Kehr.

Zudem soll das Angebot an Ausbildungsberufen weiter ausgebaut werden. Kehr: „Das Ziel ist, hier künftig – neben den bereits bestehenden dualen Studiengängen – wieder den Anlagenmechaniker und den Zerspanungsmechaniker anzubieten. Und dank des Ausbaus wollen wir auch in den anderen Berufen noch mal aufstocken.“

Ein Werft-Termin mit Folgen fürs Leben

Ausbildungsleiter Knut Marquardt hört das gern. „Ich habe diesen Job im Oktober 2023 übernommen und meine Entscheidung nie bereut. Das ist ein toller Laden, und ich glaube, wer bei uns in sein Berufsleben startet, hat ausgezeichnete Möglichkeiten.“

1994 war der heute 48-Jährige übrigens zum ersten Mal auf dem Gelände von Blohm+Voss, damals noch als junger Azubi. Marquardt: „An diesen Tag kann ich mich gut erinnern. Ich habe an einer Werftführung teilgenommen und war sofort begeistert. Als ich die riesigen Schiffe im Dock sah, habe ich spontan beschlossen: Da will ich später mal arbeiten. Und heute bin ich hier. Was soll ich sagen? Werft ist einfach geil.“

 

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Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv im Norden leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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