Alle Jahre wieder kürt die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) gemeinsam mit dem Hamburger Magazin „Stern“ die innovativsten Mittelständler des Landes. Und regelmäßig gehört der inhabergeführte Spezialmaschinenhersteller Baader aus Lübeck zu den Ausgezeichneten.
2023 belegte er den zweiten Platz, 2024 gab’s Gold und im laufenden Jahr kam das Familienunternehmen als Dritter erneut aufs Treppchen. Bewertet wird die sogenannte „Patentperformance“, also alle im Bewertungszeitraum erteilten Patente und ihre Relevanz für die Innovationskraft der Wirtschaft.
Stetige Innovation sichert die Marktführerschaft
Der Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von Verarbeitungsmaschinen für die Fisch- und Geflügelbranche bringt nicht nur immer wieder neue Anlagen auf den Markt, sondern ist auch Inhaber von einigen Tausend Patenten und Schutzrechten – entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des Hidden Champions. Nur durch stetige Innovation und kontinuierliche Weiterentwicklung kann der 1919 gegründete Familienbetrieb aus Schleswig-Holstein seine Spitzenstellung in dem stark umkämpften und speziellen Segment verteidigen sowie darüber hinaus neue Märkte erobern.
Enge Zusammenarbeit mit den Experten von Siemens
Mit der jüngsten Entwicklung will das Unternehmen seinen Wettbewerbsvorsprung halten und weiter ausbauen. Es ist der sogenannte digitale Zwilling, den Baader in Zusammenarbeit mit Siemens entwickelt hat.
„Unsere Maschinen werden immer komplexer“, sagt Thomas Raths, Leiter der Abteilung Automatisierung. „Wir haben viele erfahrene Entwickler, die diese Maschinen und die Software dafür entwickeln. Seit einiger Zeit gibt es allerdings einen Generationenwechsel in diesem Bereich. Ältere Kollegen scheiden aus dem Berufsleben aus und jüngere übernehmen ihre Aufgaben. Daher brauchen wir eine hohe Standardisierung in unseren Abläufen.“
Ziel des Projekts sei es gewesen, einen Rahmen zu setzen, der immer gleich aussieht. „Zu jeder Maschine, die wir entwickeln und bauen, wollen wir einen digitalen Zwilling umsetzen, der uns während des gesamten Produktentwicklungsprozesses begleitet“, so der Diplom-Ingenieur.
Am Beispiel einer Filetierungsmaschine für Lachs erläutert Software-Entwickler Hendrik Hansen die Herausforderung des ambitionierten Vorhabens. „Fisch ist bekanntlich ein Naturprodukt und daher immer unterschiedlich. Unsere Maschinen müssen aber jeden Fisch so exakt wie möglich bearbeiten, um eine maximale Ausbeute an Filet zu erhalten.“
Binnen weniger Sekunden ist der Fisch komplett filetiert
Die rund sechs Meter lange Filetierungsanlage zerschneidet den ausgenommenen und von Kopf und Schwanz befreiten Lachs innerhalb von fünf Sekunden in zwei Filetstücke. An einem Ende wird der Fisch in die Maschine gesetzt und durchläuft dann mehrere Arbeitsschritte. Zunächst erfolgt ein Bauchschnitt, danach ein Rückenschnitt und anschließend wird der Fisch in zwei Filets zerteilt, die auf ein Förderband fallen und weiterverarbeitet beziehungsweise verpackt werden können.
Damit bei diesem Prozess die bestmögliche Fleischausbeute erreicht werden kann, muss die Anlage permanent Messungen durchführen und die Messer und andere Schneidwerkzeuge während der Verarbeitung des Fischs immer wieder neu justieren. Nur so lässt sich gewährleisten, dass jeder Lachs optimal weiterverarbeitet wird, unabhängig davon, ob er zwei oder neun Kilo wiegt.
Der digitale Zwilling ist in vielen Bereichen ein wertvoller Helfer
Die Anlage erreicht dieses Ziel mithilfe zahlreicher Sensoren und Werkzeuge. Insgesamt besteht sie aus rund 1.000 beweglichen Komponenten, die alle in einen digitalen Zwilling überführt werden müssen.
Das virtuelle Abbild der physisch realen Maschine hilft den Entwicklern und Maschinenbauern inzwischen bei zahlreichen Aufgaben. So können Digital Twins Betriebszustände mit hoher Präzision analysieren, Wartungsvorgänge vorausschauend einleiten und Maschinen, Anlagen und Prozesse insgesamt optimieren.
Weniger Prototypen, mehr Effizienz, niedrigere Kosten
„Wir müssen zum Beispiel bei den Weiterentwicklungen von Anlagen nicht immer sofort einen teuren Prototyp bauen, sondern können mit digitalen Zwillingen verschiedenste Betriebszustände simulieren“, erklärt Raths. „Das hilft uns, effizienter zu werden, unsere Maschinen immer besser zu bauen und Kosten zu sparen. Und das erhöht natürlich auch unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Die Einführung des digitalen Zwillings sei am Anfang mit großem Aufwand gestartet, der sich aber auf jeden Fall ausgezahlt habe, erklärt der Abteilungsleiter. Bei Neuentwicklungen können nun alle Ingenieure auf die gleichen Standards zurückgreifen, die Instandhaltung laufender Anlagen wird optimiert und Reparaturen können effektiver durchgeführt werden.
Das Ziel fürs Jahr 2025: „Neue Maßstäbe setzen“
Der Einsatz des digitalen Zwillings ist also ein praktikables und sinnvolles Tool für den Mittelständler. Und könnte durchaus dazu beitragen, dass Baader auch im kommenden Jahr wieder unter den innovativsten Mittelständlern Deutschlands landet.
Der nötige Ehrgeiz ist auf jeden Fall vorhanden. Baader-CEO Robert Focke: „Bei Baader verbinden wir höchste Ingenieurskunst im Maschinenbau mit digitalen Technologien und künstlicher Intelligenz. So setzen wir neue Maßstäbe in der Lebensmittelverarbeitung – und leisten einen entscheidenden Beitrag, um die wachsende globale Nachfrage nach Proteinen nachhaltig zu bedienen.“
Digitale Zwillinge
- Erstmalig wurde der Begriff „Digital Twin“ 2002 von Michael Grieves an der Universität Michigan benutzt. Erste Vorläufer gab es unter anderem bei der Nasa, die für das Apollo-Programm physische Kopien von Raumfahrzeugen auf der Erde installiert hatte.
- Moderne digitale Zwillinge werden seit etwa zehn Jahren genutzt, vor allem in den Bereichen Medizin, Energie, Maschinenbau und Stadtentwicklung.
- Digitale Zwillinge sind virtuelle Abbilder realer physischer Objekte. Sie kopieren Maschinen nicht nur detailgetreu, sondern werden auch in Echtzeit mit den Daten versorgt. Das bedeutet, dass Informationen wie Temperatur, Drehzahlen und Werkzeugverschleiß eins zu eins in das virtuelle Modell einfließen.
- In der Industrie tragen digitale Zwillinge zur Fehlervermeidung und Optimierung von Anlagen bei. Sie unterstützen die intelligente Instandhaltung und erhöhen die Effizienz.
Über Baader
Baader gehört zu den größten und global führenden Herstellern von Fisch- und Geflügelverarbeitungsmaschinen. Seit mehr als 100 Jahren steht das Unternehmen für Exzellenz in der Fisch- und Geflügelverarbeitung. Gleichzeitig revolutioniert die Firma die Branche durch Digitalisierung und Datenanalyse.
Baader ist in über 100 Ländern mit derzeit mehr als 1.600 Mitarbeitern tätig. Allein in Lübeck sind es aktuell rund 600 Beschäftigte. Qualität, Nachhaltigkeit, Effizienz, Rentabilität und Rückverfolgbarkeit stehen im Vordergrund der Aktivitäten.
Immer wieder bringt das Unternehmen neuartige Entwicklungen auf den Markt. So hat der Maschinenbauer beispielsweise die ersten Entgrätungsmaschinen hergestellt und schon früh Maßstäbe bei der Verarbeitung von Lachs gesetzt.
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Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.
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