Die Wirtschaft in den norddeutschen Bundesländern ist in den kommenden Jahren mit einer riesigen Renteneinstiegswelle konfrontiert. Das belegen zahlreiche Umfragen und aktuelle Statistiken der Agentur für Arbeit.

Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Verbände Nordmetall und AGV Nord: „Man darf beim Arbeitsmarkt nicht nur auf die kurzfristigen Entwicklungen schauen. Entscheidend für uns alle sind vielmehr die langfristigen Probleme – und die sind immens.“

9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hamburg sind älter als 59 Jahre, in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen sind es 11 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sogar 13 Prozent.

Fickinger: „Selbst wenn alle diese Beschäftigten bis zur Regelarbeitsgrenze arbeiten, verlieren wir bis 2030 jeden neunten Kollegen, in Mecklenburg-Vorpommern sogar jeden achten.“

Auch in der Industrie mit ihren guten Arbeitsbedingungen und hohen Gehältern scheiden in den kommenden fünf Jahren 10 Prozent der Beschäftigten altersbedingt aus. Nach einer 2023 durchgeführten Befragung verschärft sich das Problem zusätzlich: Danach wollen mehr als zwei Drittel der Babyboomer mit spätestens 64 Jahren in Rente gehen, also ungefähr zwei Jahre vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter.

Fickingers Fazit: „Darunter werden alle leiden, bis auf die Rentner. Bei den Beschäftigten wird es zu einer weiteren Arbeitsverdichtung kommen, die Betriebe brauchen noch mehr Arbeits- und Fachkräfte als bisher, und den jungen Leuten wird in der Zukunft eine riesige Beitragslast aufgebürdet.“

Der Verbandschef fordert daher durchgreifende Änderungen in der Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik. „Der Arbeitsminister drückt sich vor der zwingend nötigen Reform des Rentensystems. Die abschlagsfreie Rente mit 63 ist ein Fehler und gehört abgeschafft, das Renteneintrittsalter muss an die Lebenserwartung gekoppelt werden.

Statt die Rentenkassen dauerhaft aus dem Bundeshaushalt zu subventionieren, sollte das Geld lieber in den Ausbau von Infrastruktur, Bildung und Investitionen gesteckt werden, um Deutschland zukunftssicher zu machen.“